Trauer und Besonnenheit
Landessuperintendent Arends warnt vor aufgeheizter Asyldiskussion
Kreis Lippe. Der schreckliche terroristische Anschlag in Solingen hat drei Menschen aus dem Leben gerissen und weitere zum Teil sehr schwer verletzt. „Wir sind entsetzt, was hier geschehen ist“, sagt Landessuperintendent Dietmar Arends.
„Auf vielen Ebenen unserer Kirche haben wir der Betroffenen gedacht. In unseren Gottesdiensten haben wir für die Verletzten und die Trauernden gebetet.“
Das Attentat habe aber auch die gesamte Gesellschaft verunsichert. Menschen fragten nach der Sicherheit von Festen und anderen Veranstaltungen, aber auch ganz allgemein nach dem Schutz vor terroristischen Anschlägen. Daher sei es gut, wenn überlegt werde, wie Sicherheitsbehörden noch besser unterstützt und ausgestattet werden könnten, um Terrorangriffe zu verhindern. Wichtig seien außerdem Programme für die Präventions- und Bildungsarbeit ebenso wie Maßnahmen gegen islamistische Propaganda im Netz.
Mit großer Sorge verfolgt Landessuperintendent Arends allerdings die aufgeheizte Diskussion um das Thema Flucht. Statt das Augenmerk vor allem auf Prävention und Terrorbekämpfung zu legen, werde leider auch von Verantwortungsträgern reflexhaft die weitere Verschärfung des Asyl- und Aufenthaltsrechts gefordert.
„Solche Pläne haben mit den Ursachen des Terrors nichts zu tun, stellen aber Schutzsuchende vor allem auch aus Syrien und Afghanistan unter Generalverdacht“ kritisiert Arends: „Das schafft nicht mehr Sicherheit, sondern gefährdet sogar den gesellschaftlichen Zusammenhalt und letztlich die menschenrechtliche Basis unseres Landes.“ Denn einige der vorgeschlagenen Änderungen würden wohl kaum mit dem Grundgesetz und grundlegenden völkerrechtlichen Verpflichtungen zu vereinbaren sein.
Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Diakonie, Ökumene und Migration, erinnert daran, dass unter den Schwerverletzten des Solinger Angriffs auch ein Geflüchteter aus dem Iran war: Geflüchtete Menschen hätten genau wie die anderen Teile der Bevölkerung Angst vor solchem Terror. „Nicht wenige, mit denen ich in Kontakt bin“, so Bökemeier, „sind gerade vor islamistischen Regierungen oder Terrorgruppen zu uns geflohen. Die aktuelle Debatte bringt nicht mehr Schutz vor Terror, aber tiefe Verunsicherung für die, die in Deutschland Schutz suchen und gerade dabei sind, sich eine neue Existenz aufzubauen.“
Landessuperintendent Dietmar Arends: „Wir bitten die Verantwortlichen, klug und besonnen zu handeln und nicht der Versuchung zu erliegen, einfache aber falsche Lösungen anzubieten. Um gemeinsam dem Terror zu widerstehen, sollten gerade jetzt Menschenwürde und Zusammenhalt aller gestärkt werden, Einheimischer wie Geflüchteter, und auch aller Menschen egal welcher Religion und Weltanschauung.“
02.09.2024