Schätzt die Arbeit im Ev. Beratungszentrum: Berend Groeneveld.

Familien werden komplexer

35 Jahre als Berater tätig: Berend Groeneveld, Diplom-Psychologe im Ev. Beratungszentrum

Kreis Lippe/Detmold. Da ist an diesem Tag noch ein Termin, den Berend Groeneveld besonders gerne macht: ein Kind kommt zu ihm in die Kinderspieltherapie. Nach einem therapeutischen Gespräch wird die Situation des Kindes im Spiel weiterbearbeitet. „Wegen Corona können es derzeit nur Tischspiele sein, die Klingen kreuzen mit Schaumstoffstangen oder Ähnlichem, worüber Kinder auch Aggressionen abbauen können, ist derzeit leider nicht möglich“, erklärt der Diplom-Psychologe, psychologische Psychotherapeut, Erziehungs- und Familienberater.

Seit 35 Jahren arbeitet Groeneveld im Evangelischen Beratungszentrum der Lippischen Landeskirche. Hier wird unter anderem Ehe-, Partnerschafts-, Familien- und Lebensberatung, Erziehungsberatung, Jugendberatung und Schwangerenberatung angeboten. „Das Volumen der Anfragen im Beratungszentrum ist seit den Anfängen deutlich angestiegen, seit etwa zehn Jahren gibt es konstant etwa 1.000 Anmeldungen pro Jahr“, weiß Groeneveld. Die Klienten erhalten in der Regel einen Beratungs-Gutschein über 15 Stunden – das sei in den 80er Jahren noch anders gewesen, erinnert sich der Berater: „Da begleiteten wir weniger Klienten über längere Zeiträume als heute, auch psychotherapeutisch, manchmal bis zu 50 Stunden.“  Denn damals habe es – deutlich anders als heute - kaum Psychotherapeuten in Lippe gegeben.

Die Aufgaben in der Beratung seien mit gesellschaftlichen und gesetzlichen Veränderungen immer vielfältiger und spezieller geworden. Entwicklungen und Projekte wie die Frühen Hilfen in der Schwangerenberatung, der Beratungsbedarf zur Pränataldiagnostik oder das Gesetz zur vertraulichen Geburt trügen zu der vergrößerten Vielfalt bei – ebenso wie deutliche gesellschaftliche Sensibilisierungen, zum Beispiel beim Thema sexuelle Gewalt. Vernetzungsarbeit mit anderen Einrichtungen und Professionen habe immer mehr an Bedeutung gewonnen. Beratungsstellen hätten sich darüber hinaus zu Seismographen entwickelt, die gesellschaftliche Entwicklungen frühzeitig in ihrer Arbeit wahrnehmen und in die Politik weiterspiegelten.

Bei alledem seien aber die klassischen Themen natürlich auch bestehen geblieben, erläutert Berend Groeneveld weiter – die vorhersehbaren Krisen in der sozialen Entwicklung einer Familie sowie die Schicksalskrisen in Fällen von Trennung und Scheidung, Tod und Krankheit.

In der Erziehungsberatung habe sich allerdings das Themenspektrum verändert: „Ging es in früheren Jahren darum, ab wann das Kind einen Fernseher im eigenen Zimmer haben darf oder waren die Problemlagen Alkohol, illegale Drogen oder die falsche Clique, steht heute oft eine problematische Handynutzung im Vordergrund.“

Es sei die Vielfalt der Herausforderungen und das breite Spektrum der Aufgaben, die ihm in seinem Beruf Freude machen – von der Arbeit mit Kindern bis hin zu der Arbeit mit Trennungs- und Scheidungsfamilien. Hier ist es Berend Groeneveld wichtig zu betonen, dass durch Trennung Familien nicht zerstört würden: „Die Architektur der Familien wandelt sich – von einem eher beschaulichen Format in ein komplexeres Format.“  Und das könne durchaus auch für die Kinder gut funktionieren.

Das Ev. Beratungszentrum vergibt Termine nach tel. Anmeldung unter 05231/99280. Weitere Infos: www.ev-beratung-lippe.de.

19.05.2020