Blickt auf fünfzig Jahre Ordination zurück: Landessuperintendent i.R. Gerrit Noltensmeier. Foto: Lippische Landeskirche

Vor fünfzig Jahren ordiniert

Landessuperintendent i.R. Gerrit Noltensmeier hat sich für das Theologiestudium entschieden und den Pfarrberuf für sich entdeckt

Kreis Lippe. Vor fünfzig Jahren, am 19. April 1970, wurde Gerrit Noltensmeier, ehemaliger Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, in der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Lieme ordiniert. Der heute 78-jährige hatte sich bewusst für das Theologiestudium entschieden - für ihn stand anfangs die Wissenschaft im Vordergrund, weniger das Interesse am Pfarrberuf: „Die theologischen Fragen reizten mich, das begründete Nachdenken darüber. Ich lernte, dass sich das vernunftbetonte Denken und die Aussagen des Glaubens nicht ausschließen.“ So hatte sich Noltensmeier in seinen letzten beiden Schuljahren bereits vertieft mit dem Theologen Rudolf Bultmann (1884-1976) beschäftigt. Dieser sah die Aufgabe der Theologie darin, den zeitlosen Kern der christlichen Verkündigung im Neuen Testament hervorzuheben, damit die Botschaft in einer aufgeklärten, wissenschaftsbetonten Welt verständlich werde.

Von 1970 bis 1976 wirkte Gerrit Noltensmeier als Pfarrer in Lieme, anschließend als Schulreferent der Lippischen Landeskirche. Doch 1980 kehrte er ins Pfarramt zurück: „Ich merkte, dass der Pfarrberuf mir näher war – und hier insbesondere die Gestaltung der Gottesdienste und das Predigen.“ Der weitere Weg führte ihn in die Pfarrstelle der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde St. Johann in Lemgo. Bis 1996 war er hier als Pfarrer tätig und zusätzlich von 1986 bis 1996 als Präses der Lippischen Landessynode: „Dem Gemeindepfarramt verbunden, war es mir auf diese Weise dennoch möglich, kirchenleitende Impulse zu geben.“ 1996 wurde Gerrit Noltensmeier in das Amt des Landessuperintendenten der Lippischen Landeskirche gewählt. Hier waren ihm unter anderem die Ökumene wichtig und insbesondere das theologische Nachdenken, das ihn seit seiner Schulzeit begleitet hatte. Doch seien bereits in seiner Amtszeit Sparnotwendigkeiten als besonders dringend erschienen und hätten anderes in den Hintergrund gedrängt.

Noltensmeier wurde im Jahr 2000 in Siebenbürgen von der dortigen reformierten Kirche mit dem Titel „Magister Ecclesiae Transsylvaniensis“ geehrt, 2005 erhielt er den Ehrendoktor in Münster, 2006 im ungarischen Debrecen. Seit dem 1. Oktober 2005 befindet er sich im Ruhestand.

Bis 2009 gehörte der Theologe dem Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an und wurde aufgrund einer Initiative des damaligen Ratsvorsitzenden Wolfgang Huber Sonderbeauftragter des Rates der EKD für den Sudan. Noltensmeier verfolgt heute noch mit Anteilnahme die sehr schwierige Lage im Nord- und im Südsudan.

Gerrit Noltensmeier lebt mit seiner Frau in Detmold. In den vergangenen Jahren seien es zwei Dinge gewesen, die ihn besonders bereichert haben. Zum einen die Mitarbeit im Lenkungsausschuss der EKD zur Revision der Luther-Bibel: „Es war beglückend, die Bibel in fünfjähriger Arbeit in ihrer Gesamtheit von Vers zu Vers neu zu bedenken.“ Zum anderen sei er seit einigen Jahren Mitglied der Kantorei der Christuskirche. „Die Welt der klassischen Musik war mir immer besonders nahe und dies nun aktiv mitzuerleben – das ist eine wunderbare Erfahrung.“

22.04.2020