Das Herz für Christus öffnen

Ökumenische Vesper: Erzbischof Hans-Josef Becker sieht Weg der Innerlichkeit als gemeinsames Anliegen der Konfessionen und Religionen

Oerlinghausen. „Gestärkt durch seinen Geist“: Unter diesem Bibelwort haben christliche Kirchen der Region einen Ökumenischen Vespergottesdienst in der evangelisch-reformierten Alexanderkirche in Oerlinghausen gefeiert. „Als Christen können wir nur gemeinsam Zeugnis geben von der Größe Gottes“, betonte Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche in seiner Begrüßung. „Deshalb wenden wir uns in all unserer Verschiedenheit Gott und uns selbst zu.“

Alle drei Jahre ist eine Gemeinde der Lippischen Landeskirche Gastgeberin des ökumenischen Vespergottesdienstes. Dass sich Oerlinghausen als Standort eignete, machten die beiden Pfarrer Klaus Sommer (evangelisch-reformierte Kirchengemeinde) und Pfarrer Michael Karsten (Katholische Kirchengemeinde) mit ihren historischen Ausführungen zur Alexanderkirche deutlich. Diese blickt nicht nur auf eine lange Geschichte zurück – der heutige Bau besteht seit Beginn des 16. Jahrhunderts, jedoch könnte sich hier bereits um 850 die erste Kirche befunden haben –, sondern ist auch schon seit vielen Jahren ein Ort gelebter Ökumene: So wurde etwa das Reformationsjubiläum 2017 gemeinsam gefeiert.

In seiner Predigt ging Erzbischof Hans-Josef Becker auf das Leitwort des Gottesdienstes, „Gestärkt durch seinen Geist“ aus Paulus‘ Brief an die Epheser, ein. Darin sei vom Reichtum des Lebens aus dem Geist und vom „inneren Menschen“ die Rede. „Was sich für Außenstehende vielleicht etwas weltabgewandt anhört, ist, was uns in unserem Leben wirklich trägt und uns erfüllt“, erklärte er. „Der Geist kommt von außen über uns und wohnt doch tief in uns.“ Für die Begegnung mit Christus im Geist sei es jedoch entscheidend, die Herzen für ihn zu öffnen: „Wenn das Feuer in unserem Herzen erloschen ist, dann bleibt auch unser äußeres Leben leer und schal.“ Dass also der Weg der Innerlichkeit und der eigenen Seelentiefe nicht verschüttet bleibe, sei wichtiges Anliegen der großen Religionen und aller christlichen Konfessionen, machte Becker deutlich. Diese Einsicht und Erfahrung der Mystik sei im besten Sinn ökumenisch. „Wenn ich ganz eins bin mit Gott und mit Christus, dann fühle ich mich auch eins mit allen Menschen“, betonte der Erzbischof. „Dann öffne ich mich der Schönheit der Welt und muss nicht unzufrieden und pessimistisch an allem herumnörgeln.“

An der Liturgie wirkten mit: Bischof Anba Damian (Koptisch-Orthodoxes Patriarchat von Deutschland), Frauke Dittmann (Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Lippe), Pfarrer Frank Erichsmeier (Catholica-Beauftragter der Lippischen Landeskirche), Präses Annette Kurschus (Evangelische Kirche von Westfalen), Archimandrit Dr. Filotheos Maroudas (Ökumenisches Patriarchat für die Griechisch-Orthodoxe Metropolie von Deutschland) und Heike Weidhase (Kirchenälteste der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Oerlinghausen). Musikalisch begleitet wurde der Gottesdienst durch den Kirchenchor und den Posaunenchor der Kirchengemeinde.

04.06.2019