Axel Schulz, Pfarrer Gerhard-Wilhelm Brand und Matthias Neuper (von links) konnten Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann (2.von rechts) zu einem Informationsgespräch in der Herberge zur Heimat begrüßen. Matthias Neuper erläutert hier das Angebot der Stadtküche, in der es einen vergünstigten Mittagstisch für Bedürftige gibt.

Vielfältige Hilfe für Wohnungslose

Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann informiert sich über die Arbeit der Herberge zur Heimat

Kreis Lippe/Detmold. Menschen ohne Wohnung, ohne finanzielle Absicherung, Menschen mit Gewalterfahrung und mit Suchtproblemen haben in Detmold eine verlässliche Anlaufstelle: In der „Herberge zur Heimat“ finden Sie Hilfe. Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann hat sich bei Matthias Neuper, Leiter der Herberge zur Heimat, umfassend über die Arbeit der Stiftung informiert.

„Wir werden uns im Juni auf der Synode der Lippischen Landeskirche mit dem Thema Armut in Lippe beschäftigen“, so Dutzmann: „Die Herberge zur Heimat ist Anlaufstelle für Menschen in sozialen Notlagen und damit ein wichtiger Gesprächspartner für unsere Diskussionen und Beschlüsse zu diesem Thema.“

An dem Treffen nahmen auch Pfarrer Gerhard-Wilhelm Brand und Axel Schulz vom Ev. Diakonissenhaus teil, die gemeinsam mit Matthias Neuper den Vorstand der Stiftung bilden. „Stiftungszweck ist es seit 1885, Menschen in sozialen Notlagen zu versorgen und zu begleiten“, erläuterte Matthias Neuper. „Menschen befinden sich in besonderen sozialen Schwierigkeiten, wenn sie wirtschaftlich nicht abgesichert sind und keine Wohnung haben. Meist kommen die Menschen zu uns, wenn es im Bereich Wohnen Probleme gibt.“ Zuvor habe es oft bereits Gewalt- und Missbrauchserfahrungen oder auch Suchtmittelprobleme gegeben: „Die Menschen kommen aus Extremsituationen“. Die Mitarbeitenden der Herberge zur Heimat betreuen zurzeit mehr als 50 Menschen. Wichtig sei, genau hinzuschauen und  individuell zu helfen. „Ein Heimbetrieb im eigentlichen Sinne sind wir nicht“, erklärt Neuper. Zwar gebe es einige Übernachtungsplätze für Menschen, die nur kurzfristig Station machen. Doch im Mittelpunkt stehe die Begleitung von Menschen in Notlagen: „Wir wollen die Handlungsfähigkeit und die Selbstbestimmung der Ratsuchenden stärken.“ Das geschehe zum Beispiel in so genannten Trainingsappartements, in denen Menschen in kleinen Schritten wieder an ein Leben in Wohnungen herangeführt werden: „Sie lernen hier, sich wieder in Wohnungen aufzuhalten, sie nicht nur als Übernachtungsstätte oder Möbellager zu betrachten“. Andere leben in Zimmern und Wohngemeinschaften und werden ambulant betreut. Die neun Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter kümmern sich auch um Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen und Suchtproblemen. Zu den angewandten Methoden gehört das so genannte „kontrollierte Trinken“, so Neuper: „Die Menschen machen sich ihren Suchtmittelkonsum bewusst, setzen sich damit auseinander, führen ein kleines Tagebuch über das, was sie zu sich nehmen.“ Mit der Zeit gelinge es manchem, das Trinken einzuschränken. Das Selbstbewusstsein wachse, gesundheitliche Störungen gingen zurück: „Wir erreichen so einige Stabilisierungen und auch Vermittlungen in Therapien“.  Zur Herberge zur Heimat gehört auch die aufsuchende, ambulante Arbeit in der Stadt, ein Streetworker hält Kontakt zu den Obdachlosen.

Auf zwei Angebote der diakonischen Einrichtung weist Matthias Neuper besonders hin. Zum einen auf die Stadtküche, in der es einen vergünstigten Mittagstisch für Bedürftige gibt. „Hier bestehen wertvolle Sozialkontakte, da auch Menschen aus der Umgebung das Mittagsangebot nutzen. Es ist ein offenes Angebot und hat den Effekt, dass Menschen, die soziale Bindungen verloren haben, sich auf einmal wieder in Gesellschaft fühlen und instinktiv wieder anders auftreten.“ Dann ist da noch das Café des Projektes Streetwork. Etwa 25 Menschen nutzen das Café täglich als Anlaufstelle – zunehmend alleinerziehende junge Frauen mit ihren Kindern. So genannte 1 €-Jobber sorgen dafür, dass das Café jeden Tag von 9 bis 17 Uhr geöffnet sein kann. Doch das Angebot ist gefährdet. Möglicherweise muss diese Anlaufstelle, in der Menschen in Notlagen erste Kontakte zur Herberge zur Heimat knüpfen können, im Frühjahr eingeschränkt werden. Die Finanzierung aus öffentlichen Mitteln ist ab April nicht vollständig gesichert.

14.02.2007