
Tag der Kirchenvorstände
Eine Landeskirche –zwei Konfessionen: Reichtum oder Last?
In der Evangelischen Kirche in Deutschland ist das Modell in der Lippischen Landeskirche – lutherisch und reformiert unter einem Dach – einzigartig. Die Beibehaltung der konfessionellen Unterschiede macht Sinn, darin waren sich Pfarrer Jörg Schmidt, Generalsekretär des Reformierten Bundes, und Oberkirchenrat Prof. Dr. Klaus Grünwald vom Kirchenamt der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD), einig. „Wenn es mir egal ist, ob ich lutherisch oder reformiert bin, dann ist es irgendwann auch gleichgültig, ob ich evangelisch oder katholisch und schließlich, ob ich Christ bin oder noch irgendwie an Gott glaube“, so Grünwald. „Bekenntnisse sind Juwelen, die man strahlen lassen sollte, sie halten fest, worauf es in der Kirche ankommt.“ Jörg Schmidt sieht das ähnlich. „Ich möchte nicht, dass sich alles gleicht. Ich wünsche mir, dass die Schönheit der je eigenen Tradition aufleuchtet und wir alle gemeinsam versammelte Gemeinde Jesu Christi sind.“ So verfügten evangelische Konfessionen über eine „Beheimatungskraft, in dem die Gemeinden in besonderer Weise gestalten und auf diese Weise helfen, dass Menschen sich in der Kirche zu Hause fühlen.“ Zum reformierten Milieu gehöre ein Kirchbau, der sich durch eine reduzierte Ausgestaltung auszeichne und ein „Gottesdienst, der auf das gebetete, gesungene und ausgelegte Wort der Bibel konzentriert ist“. Im lutherischen Gottesdienstkonzept gebe es andere Elemente. Hier nimmt die reichhaltige Liturgie einen breiteren Raum ein. Jörg Schmidt: „Es ist gut, dass wir unterschiedliche Gottesdienstkonzepte haben“. Auch die unterschiedlichen Kirchräume würden sinnvolle Ergänzungen bieten. Dabei könne es keinesfalls um Abgrenzung gehen, verdeutlichte Klaus Grünwald: „Mutig in die Zukunft gehen, das können wir nur von einem festen Platz aus. Eine Kirche ohne Konfession ist ein Ding der Unmöglichkeit. Es ist wichtig, sich auf seine eigene Konfession zu besinnen, denn dann sind wir frei für die Gemeinschaft mit anderen.“
05.12.2006