Auftakt der Lippischen Landessynode
Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann legt der Synode Rechenschaftsbericht vor
Bibel in gerechter Sprache
Die im Herbst neu vorgelegte „Bibel in gerechter Sprache“ sei auf dem Lippischen Bibeltag Ende Oktober im Rahmen einer Podiumsdiskussion kontrovers, aber mit großem Respekt diskutiert worden. Die Übersetzung sei geeignet, neu nach dem sachgemäßen Verständnis biblischer Texte fragen zu lassen. Dennoch sei von Seiten des Landeskirchenrates nicht daran gedacht, den Gemeinden den gottesdienstlichen Gebrauch der „Bibel in gerechter Sprache“ zu empfehlen oder gar vorzuschreiben. Grundsätzlich werde daran festgehalten, dass „im Gottesdienst die Übersetzung Martin Luthers verwendet werden soll“.
Kircheneintritte
Die Zahl der Kircheneintritte sei auch in diesem Jahr erfreulich hoch. Dabei spielten die neu errichteten zentralen Eintrittsstellen in Detmold, Bad Salzuflen und Lemgo eine nicht unerhebliche Rolle (Eintritt in die evangelische Kirche bisher 254: in den Kirchengemeinden 181, in den zentralen Eintrittsstellen 73). Trotzdem sei die Zahl der Austritte (bisher in 2006: 589) nach wir vor zu hoch.
(Vergleichszahlen aus 2005: Eintritte 253, Austritte 694)
Dialog mit dem Islam
„Es gibt keine Alternative zum Dialog mit den bei uns lebenden Muslimen“. Das könne allerdings nicht bedeuten, „dass wir aus Furcht vor einer Auseinandersetzung die Hoffnung verschweigen, die in uns ist. Wir geben von unserer Hoffnung auf Jesus Christus Rechenschaft.“ Dazu gehöre der unbedingte Friedenswille Jesu: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen“ (Matthäus 5,9) Dazu gehöre auch „dass wir unsere Überzeugung von der Gleichberechtigung von Männern und Frauen vertreten“. Paulus schreibt an die Galater: „Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau, denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus.“ (Galater 3,28)
Kirchenasyl
Drei Gemeinden in Lippe, die reformierten Kirchengemeinden in Pivitsheide und Heiden sowie die lutherische Kirchengemeinde in Lage gewähren zurzeit Flüchtlingen Kirchenasyl, die seit Jahren in Deutschland geduldet sind und nun abgeschoben werden sollen. „Dabei wird außer Acht gelassen, dass diese Familien zum Teil erhebliche Integrationsleitungen erbracht haben, die meisten der Kinder sprechen akzentfrei deutsch und können gute Schulleistungen oder sogar Abschlüsse vorweisen.“ Den Gemeinden, die Kirchenasyl gewähren, sei deutlich, dass die Kirche kein rechtsfreier Raum ist. Das Kirchenasyl diene einzig und allein dazu zu prüfen, ob es bisher nicht ausgeschöpfte rechtliche Möglichkeiten gibt, mit denen eine Abschiebung verhindert werden kann. Während dieser Zeit nehmen die gastgebenden Gemeinden nicht unerhebliche Strapazen und Einschränkungen auf sich.
Die Hoffnung auf eine humane Bleiberechtsregelung durch die Konferenz der Innenminister habe sich nicht erfüllt. Das Bleiberecht sei an den Nachweis eines Arbeitsplatzes geknüpft – „wer wird angesichts von mehreren Millionen Arbeitslosen diesen Nachweis erbringen können?“
Armutsdebatte
In Zusammenhang mit der Armutsdebatte in Deutschland bezeichnet Dr. Dutzmann „als schier unerträglich die Debatte über den Missbrauch von Sozialleistungen, die arme Menschen unter einen Generalverdacht stellt. Bezeichnenderweise wird eine solche öffentliche Diskussion nicht geführt, wenn es um die Frage der Steuerehrlichkeit von Beziehern höherer und hoher Einkommen geht.“
Personelle Veränderungen in der Lippischen Landeskirche
Der Landessuperintendent ging auch auf die personellen Veränderungen in der Lippischen Landeskirche und die Berufsaussichten junger Pfarrerinnen und Pfarrer ein. Nötig sei jetzt eine Erweiterung der Personalplanung. Bisher habe man sich darauf konzentriert, den Zugang zum Pfarrdienst einzuschränken, um finanzielle Handlungsspielräume zu erhalten oder wiederzugewinnen: „Da wir es uns aber nicht leisten dürfen, eine komplette Generation von Pfarrerinnen und Pfarrern zu verlieren, müssen wir herausfinden, wie viele Pfarrerinnen und Pfarrer wir zu welchem Zeitpunkt und unter welchen Anstellungsbedingungen in den Dienst der Kirche nehmen können.“ Auch sei eine Verständigung darüber notwendig, ob es vorstellbar sei, dass Pfarrerinnen und Pfarrer noch einen weiteren Beruf haben. „Das würde allerdings das Berufsbild deutlich verändern“.
Sparmaßnahmen in der Lippischen Landeskirche
Dr. Dutzmann wies außerdem auf die Sparmaßnahmen hin, die auf landeskirchlicher Ebene in den vergangenen Jahren eingeleitet worden sind. So wird die Arbeit des Landeskirchlichen Dienstes zum Ende des Jahres eingestellt. Ab 01. Januar nimmt das neue Referat für Jugend-, Frauen- und Bildungsarbeit, in dem wesentliche Teile der Arbeit des LKD aufgegangen sind, seine Arbeit auf.
Die zwölfte Tagung der 33. ordentlichen Landessynode der Lippischen Landeskirche findet heute und morgen im Tagungshaus Stapelage statt. (Tagungsbeginn am Dienstag, 28. November: 9 Uhr) Die 58 Synodalen werden unter anderem den Haushalt 2007 beraten und beschließen.
27.11.2006