Lippe feiert – gemeinsam frei
Eröffnung des Reformationsjubiläums für Lippe mit 400 Gästen
„Wichtig ist uns, dass wir das besondere Jahr nicht für uns selber feiern, sondern mit vielen anderen gemeinsam, besonders mit ökumenischen Partnern hier in Lippe, aber auch mit vielen anderen Institutionen.“
Die Organisatoren und Helfer hatten ein Programm auf die Beine gestellt, das bei den Gästen immer wieder zu Zwischenapplaus führte: von der Musik mit dem Jazzduo Shawn & the Wolf und Lippe Brass unter der Leitung von Landesposaunenwart Christian Kornmaul über die Aufführung von Ensemblemitgliedern des Landestheaters Detmold „Freiheit“, die extra für diesen Anlass zusammengestellt worden war, bis hin zu Interviews mit Gästen aus Kirche und Politik. Moderatorin Kristina Sterz führte durch den Abend und entlockte ihren Gesprächspartnern Einblicke in die lippische Reformationsgeschichte und das heutige Verhältnis von Lutheranern und Reformierten in Lippe. Die Reformation in Lippe breitete sich von Lemgo in Lippe zunächst in der lutherischen Ausprägung aus, erläuterte der lutherische Superintendent Andreas Lange. 1605 bestimmte Simon VI., dass Lippe reformiert wurde, doch die Lemgoer widersetzten sich erfolgreich: Seit 1617 gibt es mit dem „Röhrentruper Rezess“ die Einigung, dass beide Konfessionen gemeinsam in Lippe bestehen. Heute gibt es ein gutes Miteinander unter dem Dach der Lippischen Landeskirche, in dem Andreas Lange als Lutheraner die reformierten Gottesdienste mit ihrer Konzentration auf das Wort und den Psalmgesängen schätzt und Pfarrer Maik Fleck als Reformierter es gut findet, dass die Lutheraner da sind: „Wir lernen so, gemeinsam ökumenisch zu sein“. Eine weitere Grundlage wurde dafür 1973 gelegt. Damals unterschrieb die Lippische Landeskirche als erste Kirche die „Leuenberger Konkordie“, die Reformierten und Lutheranern die Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft ermöglicht.
So weit ist es in der Ökumene mit den Katholiken noch nicht, wie Elmar Brok, Vorsitzender des Ausschusses für Auswärtige Angelegenheiten des Europäischen Parlaments, bedauert. Er als Katholik sowie seine Kinder und seine Frau als Lutheraner hätten die Trennung beim Abendmahl innerfamiliär aufgehoben haben und er wünsche sich, dass die Kirchen die Abendmahlsgemeinschaft auch „formal zugestehen“. Was zentrale Themen der Reformation angehe, Freiheit und Bildungsgerechtigkeit, seien vor allem in Afrika große Fehler gemacht worden, wie Elmar Brok im Gespräch unter anderem mit Pfarrerin Bertille Maditoma (Togo) sagte: „Hätten wir eine bessere Bildungs-, Handels-, und Klimapolitik gemacht, dann gäbe es jetzt nicht so viele Flüchtlinge. Nun braucht es eine Lösung für die Zukunft und keinen Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit“.
Die gute Zusammenarbeit in Lippe auf verschiedenen Ebenen betonten Landrat Dr. Axel Lehmann und die Landesverbandsvorsteherin des Landesverbandes Lippe, Anke Peithmann. Axel Lehmann hob das vielfältige Engagement in der Lippischen Landeskirche im Gemeinwesen, zum Beispiel in den Bereichen Kitas oder Pflege, und insbesondere den Einsatz für Flüchtlinge hervor, Anke Peithmann betonte unter anderem die gute Zusammenarbeit im kulturellen Bereich: „Wir haben hier ein tolles Niveau erreicht, zum Beispiel in der Kooperation der Lippischen Landesbibliothek mit der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche.“
Die Lippische Landeskirche feiert gemeinsam mit Kultur- und Bildungsträgern und mit anderen Kirchen – so wie der katholischen Kirche. Dechant Klaus Fussy (Dekanat Bielefeld-Lippe) brachte die gute Zusammenarbeit in Lippe in der Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen (ACK) ins Gespräch. Das Reformationsjubiläum lasse sich gut gemeinsam ökumenisch begehen: „Wir feiern gemeinsam ein Christusfest, in dem wir uns auf das Evangelium beziehen. Und das geht sehr gut.“
Dazu passt, dass die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde Barntrup 2017 ihr 700-jähriges Jubiläum feiert – und zwar gemeinsam mit den Katholiken: „Wir erinnern uns unserer gemeinsamen Wurzeln und ein katholischer Erzbischof (Hans- Josef Becker) wird zum Jubiläum einer reformierten Kirchengemeinde predigen. Darauf freue ich mich“, so Landessuperintendent Dietmar Arends mit einem Schmunzeln zum Abschluss des Abends in Bad Salzuflen.
31.10.2016