Beeindruckt von der Klarheit
Jubiläumsgottesdienst zu 30 Jahre Bekenntnis von Belhar in Spork
Auch Pfarrer Kees Appelo war gekommen - er war als Zeitzeuge aktiv beteiligt, als Christen in Südafrika das Bekenntnis von Belhar beschlossen. Das Bekenntnis zielte auf die Ungerechtigkeiten des Apartheid-Regimes und drückte den Glauben an Einheit, Versöhnung und Gerechtigkeit aus.
In Spork berichtete Appelo von den Gefühlen, die damals die beteiligten südafrikanischen Christen bewegten. „Ich war Teil von etwas ganz Großem. Das war eine unglaubliche Erfahrung. Man konnte die Angst spüren, aber auch den unbedingten Willen, etwas zu verändern“, sagte er im Interview mit Sabine Hartmann, Referentin für ökumenisches Lernen. Pfarrer Appelo schlug auch den Bogen zur Gegenwart in Deutschland. Die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in Arm und Reich oder in Einheimische und Flüchtlinge seien Herausforderungen unserer Zeit. Kirche müsse auf Seiten der Diskriminierten, der Unterdrückten, der ungerecht Behandelten stehen, forderte er.
„Für die Lippische Landeskirche ist das Bekenntnis wegweisend und hochaktuell und bringt Erkenntnisse auf den Punkt“, erklärte Pfarrerin Stefanie Rieke-Kochsiek, Südafrika-Beauftragte der Lippischen Landeskirche nach einem Blick auf dessen Wirkungsgeschichte.
Die liturgische Fassung des Bekenntnisses von Belhar war ebenso zentraler Bestandteil des Gottesdienstes wie die Predigt von Landessuperintendent Dietmar Arends. „Das Bekenntnis geht auch uns etwas an. Hier geht es um zentrale Fragen des Glaubens“, stellte er fest. „Ich bin beeindruckt von der Klarheit der starken und beeindruckenden Sätze, wo Kirche in dieser Welt stehen muss. Dabei spricht Belhar nach, was uns in der Botschaft der Bibel begegnet, bringt es auf den Punkt und spitzt es zu. Kirche ist aufgerufen, für Gerechtigkeit zu streiten. Wer Gott sucht, kommt an den Armen und Entrechteten nicht vorbei“, so Arends. „Wir spüren, dass es uns angeht, aber leben wir danach?“, lautete anschließend seine Frage zu Belhar und die Antwort: „Ja, wir versuchen es immer wieder neu und zugleich nein, wir scheitern daran Tag für Tag.“ In viele ungerechte Strukturen seien wir selbst verstrickt: „So bleibt dieses Bekenntnis für mich immer so etwas wie ein Stachel im Fleisch.“
Gespräche in kleineren Gruppen, Informationen der Südafrika-Partnerschaftsgruppen der Lippischen Landeskirche und die Lieder der „Zwischentöne“ und des „Spontanchors“ sorgten für Infos und Atmosphäre, die durch das „We are marching in the light of God“ zur Kollekte auch Elemente afrikanischer Gottesdienste erleben ließ.
14.09.2016