Vergiss mein nicht
„Unzerstörbare Menschenwürde“: Die Hexenprozesse und die Kirchen
In diesem Rahmen ist bis zum 30. September im Rathaus Schieder, Domäne 3, der Bilderzyklus „Frauenschicksale“ von Angelika Ehrhardt-Marschall (Remagen) zu sehen. Die Künstlerin erläuterte anlässlich der Ausstellungseröffnung, dass ihre teils expressionistischen, teils abstrakten Bilder Frauen zeigen, die Leid und Unrecht erfahren haben. Während in den sehr farbkräftigen Werken der erfahrene Schmerz ganz offenkundig zu Tage tritt, sollen die anderen, fast einfarbig und sehr zurückhaltend gemalten Bilder die Aufmerksamkeit auf die „stillen Schreie des Leids“ lenken.
Auf einem der Portraits steht „Vergiss mein nicht“. Angelika Ehrhardt-Marschall: „Damit bitte ich die Ausstellungsbesucher, ein weißes, geknotetes Taschentuch als Symbol des Erinnerns mitzubringen und es vor dem Bild abzulegen.“ Aus den Tüchern will sie nach Beendigung der Ausstellung ein weiteres Kunstobjekt formen.
Die Ausstellung wurde mit einem Vortrag von Pfarrer i.R. Hartmut Hegeler (Unna) über „Die Hexenprozesse und die Kirchen“ eröffnet.
Er führte aus, dass während der Hexenverfolgungen in Europa zwischen 1450 und 1782 etwa 60.000 Menschen hingerichtet worden sind, die meisten davon (etwa 25.000) in Deutschland. Bis heute habe es für die Opfer der Hexenprozesse keine öffentliche Rehabilitation gegeben. An den meisten Orten seien die Leiden der als Hexen angeklagten Frauen, Männer und Kinder in Vergessenheit geraten. Wenn man ihr Schicksal dem Dunkel der Vergangenheit entreiße, gebe man gleichzeitig Anstöße für ein Engagement gegen Gewalt in der Gegenwart. Hartmut Hegeler: „Folter ist bis heute in vielen Ländern der Welt ein menschenverachtendes Instrument der Unterdrückung. Damals wie heute werden in Notzeiten Sündenböcke gesucht und gefunden.“
Die landeskirchliche Bildungsreferentin Monika Korbach und Pfarrer i.R. Martin Hankemeier als Organisatoren der Ausstellungseröffnung machten aufmerksam auf die Blomberger Erklärung „Unzerstörbare Menschenwürde“. Die u.a. von Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann und dem katholischen Dechanten Klaus Fussy im Mai 2012 unterzeichnete Erklärung verknüpfe ihren theologischen Ansatz mit einem ehrenden Gedenken an die „Opfer eines Verbrechens gegen die Menschlichkeit und des Missbrauchs des christlichen Glaubens“. Sie spanne den Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart und fordere, Folter und Todesstrafe in jedem Land abzuschaffen sowie für die Verwirklichung der Menschenrechte einzutreten.
29.08.2012