Zielkonflikt, der nach neuen Antworten verlangt

Gemeinsame Erklärung von Kirchen und Landwirtschaft in Westfalen-Lippe zum Erntedankfest

Westfalen. Nach dem Ausstieg aus der Kernenergie ist die Landwirtschaft mehr denn je gefordert, einen Beitrag zur Energieversorgung zu leisten. Darauf weisen die Kirchen und der Landwirtschaftsverband in Westfalen und Lippe hin. Gefordert seien neue Konzepte, die Mensch, Tier und Umwelt ebenso gerecht werden wie den ländlichen Räumen und den Strukturen in der Landwirtschaft, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung zum Erntedankfest am Sonntag (2.10.).

Hierbei dürfe die Landwirtschaft aber nicht überfordert werden: „Wir brauchen in der
Öffentlichkeit eine ehrliche Diskussion über die Frage, welchen
Zwecken unser Boden dienen soll.“

Die Versorgung mit Nahrungsmitteln, die Bekämpfung des Klimawandels mit
erneuerbaren Energien und der gleichzeitige Verlust wertvollen Acker-
und Grünlandes etwa durch den Ausbau neuer Stromtrassen „führen zu einem
Zielkonflikt, der nach neuen Antworten verlangt“, heißt es in der
Erklärung. Zusammen mit dem Westfälisch-Lippischen
Landwirtschaftsverband (WLV) wenden sich die Evangelische Kirche von
Westfalen und die Lippische Landeskirche sowie das Erzbistum Paderborn
und die Bistümer Münster und Essen damit zum Erntedank an die
Öffentlichkeit.

Kirchen und Landwirtschaft feiern in Dankbarkeit für die Ernte des
Jahres und mit einem klaren Bewusstsein für die Bedeutung der
Landwirtschaft, aber auch ihrer begrenzten Ressourcen. Sie verweisen
darauf, dass die Landwirtschaft zur Lösung der großen Fragen unserer
Zeit einen beachtlichen Beitrag leisten könne. Ihr Hauptaugenmerk müsse
sie weiterhin auf die Ernährung der wachsenden Weltbevölkerung richten.
Sie erinnern daran, dass eine starke heimische Landwirtschaft weltweit
eine der Voraussetzungen dafür sei, Hunger zu besiegen und Frieden zu
stiften. Die Börsenspekulation mit Nahrungsmitteln sei ethisch nicht
vertretbar.

Der WLV, die Bistümer und die Kirchen erinnern daran, dass
Bauernfamilien durch Dioxinfunde in Futtermitteln und den EHEC-Erreger
in diesem Jahr schwere Verluste verkraften mussten, ohne dafür
verantwortlich gewesen zu sein. Gleichwohl seien diese Ereignisse von
Teilen der Medien und der Politik instrumentalisiert worden, um die
Landwirtschaft allgemein zu kritisieren. Die Unterzeichner betonen ihre
Absicht, sich der Diskussion über aktuelle Tierhaltungsformen zu
stellen. Das gilt auch für die aktuelle Auseinandersetzung über Wachstum
in der Landwirtschaft. Gemeinsam wollen sie sich den Herausforderungen
stellen, die der demografische Wandel für die ländlichen Räume mit sich
bringt.

Gemeinsame Erklärung zum Erntedankfest

30.09.2011