Oberkirchenrat Dr. Vicco von Bülow (links) und Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann eröffneten die Wanderausstellung über Leben und Wirken Calvins.

„Erstaunlich modern“

Calvin-Wanderausstellung in Detmold offiziell eröffnet

Detmold. Die von der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und vom Reformierten Bund konzipierte Wanderausstellung „Leben und Werk eines europäischen Reformators“ ist am Freitagabend (09.01.) im Detmolder Landeskirchenamt durch Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann und Oberkirchenrat Dr. Vicco von Bülow (Kirchenamt der EKD in Hannover) offiziell eröffnet worden.

„Der Genfer Reformator Johannes Calvin würde in diesem Jahr seinen 500. Geburtstag feiern. Dieses historische Datum ist auch heute noch von großem Interesse – in vieler Hinsicht erweist Calvin sich als erstaunlich modern“, stellte Vicco von Bülow in seiner Eröffnungsrede fest. Wer der Frage nachgehe, welche Wirkung Calvin heute auf die evangelische Kirche hat, stoße schnell auf Vorurteile: Calvin sei der strenge Diktator Genfs gewesen und habe die Hinrichtung Michael Servets veranlasst. Seine Prädestinationslehre werde außerdem als Begründung für den Kapitalismus verantwortlich gemacht: „Dass Tyrannei und Kapitalismus als Auswirkungen von Calvins Wirken erscheinen, ist falsch und verdeckt das eigentliche Leben und Werk des Reformators.“ Calvin habe die befreiende Kraft des Evangeliums an viele Zeitgenossen in ganz Europa bezeugt – und das, obwohl seine persönlichen Lebensumstände (Flucht aus Frankreich, früher Tod seiner Frau und des einzigen Sohnes) ihn hätten verbittern können. In Briefen habe er als Seelsorger gewirkt, für seine Schüler war er Lehrer und seine „Unterweisung in der christlichen Religion“ (die „Institutio“) sei eine umfassende systematische Theologie. Von Bülow: „Calvins Genfer Reformation entfaltete ihre Wirkung weltweit. Nicht zuletzt ist die reformierte Tradition in der Lippischen Landeskirche lebendig, die eine der zwei reformierten Gliedkirchen innerhalb der EKD ist.“ Calvins Leben und Wirken lasse sich also nicht auf die gängigen Vorurteile reduzieren, sondern habe viele weitreichende positive Facetten, die in der Ausstellung deutlich würden.

Die 14 Ausstellungstafeln behandeln unter anderem Kindheit und Studium Calvins, Durchbruch zur Reformation, Neuordnung der Genfer Kirche, Abendmahlsstreit, letzte Jahre und Tod und geben einen Ausblick auf die Wirkungsgeschichte. Die Ausstellung wird im Calvinjahr 09 in mehreren Exemplaren durch Deutschland, die Schweiz und Österreich wandern. Mehr als 100 Kirchengemeinden und Institutionen haben sie bereits gebucht. Landessuperintendent Dr. Dutzmann sprach dem Reformierten Bund und der EKD, die die Ausstellung konzipiert haben, seinen Dank aus: „Hier ist insbesondere der Calvin-Beauftragte der EKD, Dr. Achim Detmers, zu nennen.“ Die vertiefte Information über Johannes Calvin werde gut tun. Die theologischen und biographischen Arbeiten anlässlich des 500. Geburtstags Calvins, „dem sich reformierte Theologie und Frömmigkeit in besonderer Weise verdanken“ seien ein „großes Geschenk“.

In Detmold im Landeskirchenamt, Leopoldstr. 27, ist die Ausstellung bis Montag, 19. Januar, zu sehen. Öffnungszeiten: Mo. 9.00-12.30 Uhr u. 14.00-16.00 Uhr, Di.-Do. 8.30-12.30 Uhr u. 14.00-16.00 Uhr, Fr. 8.30-12.30 Uhr.

www.calvin.de

www.calvin09.org

www.reformiert-info.de

09.01.2009