„Das Archiv der Stadt“: Cornelia Müller-Hisje informierte im Rahmen einer Führung zum Thema Friedhöfe.

Friedhof als Ort der Begegnung

Lippische Landeskirche und Ambulanter Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst informierten in Detmold

Detmold. Cornelia Müller-Hisje brachte es auf den Punkt: „Der Friedhof ist das Archiv der Stadt. Unsere Geschichte kennen wir aus Gräbern.“

Die Kulturvermittlerin führte eine Gruppe von interessierten Besuchern über den Friedhof an der Schorenstraße, der unmittelbar gelegen ist neben dem Friedhof Blomberger Straße. Organisiert hatte die Veranstaltung die Lippische Landeskirche in Kooperation mit dem Ambulanten Hospiz- und Palliativ-Beratungsdienst Lippe e.V.

Das Anliegen am „Tag des Friedhofs“ war, Friedhöfe als „Orte der Begegnung“ bekanntzumachen. Thomas Fritzensmeier, im Lippischen Landeskirchenamt zuständig für den Bereich Friedhofswesen, erläuterte, was damit gemeint ist: „Begegnung mit Trauer, mit Vergangenheit und Zukunft, mit Gedanken rund um die Grabpflege, Begegnung mit anderen Menschen, mit der Schöpfung und mit sich selbst: wo stehe ich heute.“ 

Cornelia Müller- Hisje berichtete über verschiedene Friedhöfe der Stadt – zum Beispiel vom Pestfriedhof, der sich im 19. Jahrhundert am Hasselter Platz befand, vom Neustädter Friedhof auf dem Gelände des Altenheims Haus im Weinberg und vom jüdischen Friedhof. Gemeinsam machte sich die Gruppe Gedanken über Trauer- und Bestattungsformen. „Im Judentum und im Islam bleibt Ihr Grab Ihr Grab“, wusste Müller-Hisje beispielsweise zu berichten. Auf besonderes Interesse stieß die Information, dass es in manchen Bestattungskulturen in Indonesien gebräuchlich sei, den einbalsamierten Körper des Toten bei Feiern oder im Alltag weiterhin dabeizuhaben.

Die Gruppe kam auch über den Wert der Erinnerung ins Gespräch. Angehörige hätten oft ganz andere Wünsche und Bedürfnisse, als von den Verstorbenen für die Bestattungsform festgelegt. „Rechtzeitig darüber sprechen, wie die letzte Ruhestätte sein soll“, waren sich die Teilnehmenden einig, ebenso wie darin, auf dem Schorenfriedhof eine intensive Stunde mit vielen Gedankenanstößen verbracht zu haben.

Seit 2001 gibt es den Tag des Friedhofs, ins Leben gerufen vom Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF). Der Tag des Friedhofs unterstützt das Anliegen, Friedhöfe als sozial, kulturell und ökologisch wertvolle Orte bekannt zu machen.

23.09.2024