Auftakt mit jazzig angehauchter Note
Lippischer Orgelsommer ist in Schlangen gestartet
Schlangen. Pfarrer Schmidt setzte sich im Jahr 1879 über das Fürstlich-Lippische Konsistorium hinweg. Er bestand auf eine Furtwängler-Orgel mit Kegellade, mit zwei Manualen und 20 Registern – der ersten in Lippe.
Daher konnte der 16. Lippische Orgelsommer am Sonntag, 7. Juli, mit prächtigen Klängen in der Evangelisch-reformierten Kirche in Schlangen eröffnet werden.
Kirchenrat Thomas Warnke (Lippische Landeskirche), Willi K. Schirrmacher (Lippischer Heimatbund) und Heinz Kriete, (Heimat- und Verkehrsverein Schlangen), begrüßten rund 100 Gäste.
Pfarrerin Sabine Mellies-Thalheim führte durch die Kirche und Heinz Kriete durch den historischen Ortskern. Bei der Kirchenführung hörte man Anekdoten zur Orgel und konnte drei Buntglas-Chorfenster von 1878 sowie das Christophorus-Wandbild besichtigen, das erst 1970 bei Renovierungsarbeiten im Turm entdeckt wurde. Der mittelalterliche Westturm stammt von einer Vorgängerkirche aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, der Rest der neuromanischen Kirche wurde im Jahr 1878 erbaut.
Im Ortskern zerstörte eine Feuersbrunst 1904 sämtliche Fachwerkhäuser. Viele Häuser wurden mit Kalkstein wiederaufgebaut. Durch die Anbindung an die Straßenbahn nach Paderborn erhielt Schlangen 1911 Elektrizität, was ein großer Fortschritt war. Nach den Informationen zu Ort und Kirche konnten sich alle bei einem herrlichen Kuchenbuffet stärken.
Das anschließende Konzert hatte eine jazzig angehauchte Note und wurde von Burghard Corbach am Sopran-Saxofon und Wolfgang Flunkert an der Orgel gestaltet.
Die drei Solostücke „Triptyque“ (2013) für Saxofon und Orgel des walisischen Komponisten Robert Jones (*1945) durchzogen das Konzert. Eine Marcietta, Elegie und ein abschließender Galop boten Unterhaltung und kombinierten romantischen Wohlklang mit musikalischem Humor. Gefühlvoll ging die Ballade „For You“ für Saxofon und Orgel des Italieners Enrico Pasini (1935-2022) unter die Haut. Im kantablen Spiel fesselte sein Stück „Natura Sarda“. Aus den „Drei Präludien und Fugen“ op. 37 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809-1847) erklang ein romantisches Orgelstück im wiegenden Dreiertakt.
Das Solostück für Saxofon „Le repos de Tityre“ op. 216/10 des Franzosen Charles Koechlin (1867-1950) beeindruckte mit kontrastvollen Klangfarben. Die melancholisch anmutende „Pastorale“ für Saxofon und Orgel von Harald Heimann entwickelte mit chromatischen Steigerungen Dramatik. Das evangelische Kirchenlied „Ich singe dir mit Herz und Mund“, von Paul Gerhardt gedichtet und Johann Crüger vertont, stimmte die Gemeinde mit an. Im Arrangement von Michael Schütz erhielt es eine erfrischend jazzige Note, die Wolfgang Flunkert an der Orgel zur Geltung brachte. Im dichten Zusammenspiel von Saxofon und Orgel beeindruckte eine Air des kanadischen Komponisten Denis Bedard (*1950) und des Belgiers Flor Peeters (1903-1986). „Happy Pipes“ von Matthias Nagel (*1958) ließ mit kraftvollen Akkorden die Orgel tanzen und das Saxofon-Solo „As If From A Distance“ von Elena Kats-Chermin (*1957) entwickelte mit vereinzelten Tönen melodische Phrasen.
Bis zum 18. August lädt jeden Sonntag eine Kirchgemeinde aus Lippe mit dem Heimatverein zum Orgelsommer ein. Nächster Termin: 14.Juli, 15 Uhr, in der Kirche Neu Eben-Ezer in Lemgo. Weitere Infos: www.lippische-landeskirche.de/orgelsommer
09.07.2024