Einladende Kirche

Lippische Landessynode befasst sich mit den Bedingungen für Wachsen und Schrumpfen in evangelischen Kirchengemeinden

Kreis Lippe/Lemgo. „Wir stehen mitten in einer epochalen Transformation der Kirche in eine neue Zeit – von einer Staatskirche zur Volkskirche zu einer Kirche der freiwilligen Mitgliedschaft.“ Das sagte Hans-Jürgen Abromeit, ehemaliger Bischof der Nordkirche auf der Tagung der Lippischen Landessynode am Freitag, 16. Juni, in Lemgo. Das stete Kleinerwerden müsse rational erklärt und emotional akzeptiert werden. Nur so werde es nicht zum Motivationsblocker für gemeindliches Handeln. Abromeit führte im Folgenden die „Bedingungen für Wachsen und Schrumpfen in evangelischen Kirchengemeinden“ aus. Mit dem Thema beschäftigen sich die Synodalen im Rahmen ihres Zukunftsprozesses „Kirche in Lippe – auf dem Weg bis 2030“.

Als Grundlage für seine Thesen zog Abromeit die Studie heran, die er über die Entwicklung des Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis angeregt und begleitet hatte. Titel: „Vielleicht schaffen wir die Trendumkehr“. Eine Studie zu Wachsen und Schrumpfen von Kirchengemeinden im Pommerschen Evangelischen Kirchenkreis von Patrick Todjeras, Benjamin Limbeck, Elisabeth Schaser. Mit einem ergänzenden Kommentar von Hans-Jürgen Abromeit (Leipzig 2021). „Trendumkehr“ sei dabei von den Autoren im Sinne von „dass wir auch Freude ausstrahlen können“ gemeint, so Abromeit.

Vor allem Kinder- und Jugendarbeit sei eine Bedingung dafür, dass eine Kirchengemeinde wachsen könne. „Gemeinden wachsen, wo Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene Teil der Gemeinde sind. Sie schrumpfen, wenn dies nicht der Fall ist.“ Weitere Bedingungen, die zum Wachstum führten, seien unter anderem das Anliegen, Fernstehende und Nicht-Kirchenmitglieder zu erreichen. Auch die Verknüpfung von Kirchengemeinden mit dem Religionsunterricht in der Schule spiele eine Rolle. Eine weitere Bedingung für Wachstum von Kirchengemeinden sei die seelsorgliche Begleitung von Menschen und dass der Not von Menschen begegnet werde. Auch die öffentliche Wahrnehmung von Kirche als einladend sowie die Profilierung seien wichtig: „Wenn eine Gemeinde ein eigenes Profil entwickelt, den sozialen Reichtum der Kirchengemeinde wahrnimmt und Freude an der Gemeindearbeit entsteht, dann hat sie das Potential zu wachsen.“

Die Synodalen vertieften das Thema in Arbeitsgruppen. Sie griffen verschiedene Punkte für ihre Zusammenhänge auf. Dazu zählten mehr Kinder- und Jugendarbeit, zielgruppenorientiertes Arbeiten, Profilierung und die Wertschätzung von Haupt- und Ehrenamtlichen. 

 

Hintergrund:

Seit 2016 befindet sich die Lippische Landeskirche in dem Zukunftsprozess „Kirche in Lippe – auf dem Weg bis 2030“. Als erstes Ergebnis hatte die Synode auf ihrer Tagung im Herbst 2018 die Einrichtung von Erprobungsräumen beschlossen. 13 Erprobungsräume haben ihre Arbeit aufgenommen, in denen neue und ungewöhnliche Formen der Gemeindearbeit ausprobiert werden – etwa im digitalen, im sozialdiakonischen, im interkulturellen oder musikalischen Bereich. Nun sollen in den kommenden Jahren weitere, mit den Erprobungsräumen verknüpfte Themen näher betrachtet werden.

 

Weitere Infos zur Lippischen Landeskirche:
Rund 140.000 Gemeindeglieder
65 reformierte und lutherische Gemeinden (58 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
57 Synodale
* Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

16.06.2023