Mit rotem Punkt anstehen
Theaterstück verdeutlicht Diskriminierung und Rassentrennung
Die Zuschauer in der Aula der Realschule wurden in das Geschehen hineingenommen. Während einige, auf deren Eintrittskarte ein grüner Punkt war, Sitzplätze erhielten, mussten andere mit rotem Punkt anstehen, obwohl genug Plätze vorhanden waren. „So behandelt man doch keine Menschen“, protestierte eine Schülerin und sorgte dafür, dass alle einen Sitzplatz bekamen. Die Zuschauer erfuhren so unmittelbar, was es bedeutet, als Mensch zweiter Klasse behandelt zu werden. Schwarze Menschen durften nur hinten im Bus sitzen und mussten aufstehen, wenn ein Weißer kam. Die schwarze Bürgerrechtlerin Rosa Parks blieb 1955 sitzen, als ein Weißer ihren Platz beanspruchte, und wurde verhaftet. Diese Schikane war Auslöser einer großen Bürgerrechtsbewegung, die gleiche Rechte für Schwarze und Weiße forderte.
Das Theaterstück veranschaulichte in Miniaturszenen, wie Schwarze diskriminiert wurden. Die Darsteller waren schwarz oder weiß gekleidet und trugen ihre Ansichten vor. So verdeutlichten die Szenen die schlechtere Bezahlung am Arbeitsplatz oder die Rassentrennung in Schulen und Kirchen. Weiße Kinder durften nicht mit schwarzen Kindern spielen und Schwarze nicht die gleiche Toilette wie Weiße benutzen. Der Rassismus der Weißen und die Gefühle der Schwarzen kamen zum Ausdruck. Auf der Bühne standen Stühle, die nur für Weiße reserviert waren. In einer Szene durfte ein gebrechlicher Schwarzer nicht sitzen, weil ein weißer Jugendlicher es ihm verwehrte. Videoeinspielungen veranschaulichten die historischen Begebenheiten, an die die verschiedenen Spielszenen anknüpften. Der Busboykott von Montgomery in Alabama, in der Schwarze über ein Jahr keine Busse mehr nutzen, zwang das Busunternehmen schließlich gewaltfrei in die Knie und die Rassentrennung in den Bussen wurde per Gesetz aufgehoben. Der Marsch auf Washington, in dem 1963 über 200 000 Menschen das Ende der Rassendiskriminierung in den Vereinigten Staaten forderten und Martin Luther King seine berühmte Rede „I have a dream“ hielt, kam ebenfalls in den Blick.
Die Darsteller kamen am Schluss auf die Bühne und nannten ihre Träume von einer gerechteren Welt: nach Gleichheit aller Menschen, einem gerechteren Schulsystem, von Gesundheit, Frieden und einem erfolgreichen Leben, freier Selbstentfaltung, stärkeren Frauen- und Tierrechten sowie Erfolgen im Kampf gegen die Hunger- und Klimakrise. Menschen mit einem arabisch klingenden Namen sollten keine Nachteile in der Gesellschaft haben. Im Anschluss reflektierte Theaterpädagogin Bettina Frank das Theaterstück mit den Zuschauern. Dabei wurde deutlich, dass sich der Einsatz für seine Träume auch heute lohnt. Den drei Mitspielerinnen Emma Krüger, Leana Gruber und Lina Heidebrecht hat die Projektwoche sehr gut gefallen. „Wir haben vorher schon mal den Namen Martin Luther King gehört, wussten aber nichts über die Geschichte, über die wir viel gelernt haben.“ Beim nächsten Theaterprojekt wären sie gerne wieder dabei.
21.02.2023