Hauptsache gesund?
Heil und Heilung aus christlicher Sicht Thema beim landeskirchlichen Ökumene- und Missionsfest in Bad Meinberg
„Heilung wird heute als Domäne der Medizin gesehen und die Sorge um das Heil der Kirche zugewiesen. Viele würden sagen: beides gehört getrennt.“ Aus biblischer Sicht allerdings gehören Heil und Heilung zusammen, das machte Dr. Beate Jakob an den Heilungen Jesu deutlich. Denn Jesus lasse sich nicht als Heiler vereinnahmen. Bei seinen heilenden Handlungen gehe es einerseits „um das Freiwerden von körperlichen und seelischen Krankheiten“, darüber hinaus aber auch um die „soziale Dimension“ von Heilung, dass Menschen wieder in die Gemeinschaft aufgenommen werden: „Jesus wandte sich Kranken zu und Menschen am Rande der Gesellschaft.“ Entscheidend aber sei, dass Menschen, die Jesus begegnen, mit Gott in Berührung kommen –„die spirituelle Dimension“ von Heilung. „Jesus würde nicht sagen: Hauptsache gesund, sondern er würde eher sagen: Hauptsache, in guten Beziehungen zu leben – zu den Mitmenschen, zu Gott und auch zu sich selbst.“ Dr. Beate Jakob weiter: „Jesu Heilungen beziehen sich auf den ganzen Menschen.“
Für uns heute bedeute dies, dass Medizin und Kirche sowohl mit Heilung als auch mit dem Heil zu tun haben: „In der Medizin dürfen wir nicht nur die Heilung des Körpers im Blick haben, sondern wir müssen den Menschen als Teil des sozialen Gefüges sehen, in dem er lebt und auch in seiner Beziehung zu Gott. Auf der anderen Seite sollten die Kirchen den Menschen in seiner Ganzheit im Blick haben. Hier geht es darum, den Menschen auch in seiner Leiblichkeit wahr zu nehmen und für ihn zu sorgen.“ So habe ein Pastor aus Kenia, von Geburt an blind, bei der Weltmissionskonferenz 2005 in Athen berichtet, dass für ihn die Erfahrung von Heilung gewesen sei, in seiner Gemeinschaft mit seinen besonderen Gaben wertgeschätzt zu sein.
Verschiedene Workshops vertieften die Thematik. Ökumenische Gäste berichteten von ihren Erfahrungen mit dem Gebet um Heil und Heilung, mit Salbung und Segnung. Pfarrer Jean Mutombo (Demokratische Republik Kongo): „Die Berührung beim Salben und Segnen spielt eine wichtige Rolle. Der Mensch, für den wir bitten, braucht den physischen Kontakt mit der Gemeinschaft.“ Pfarrer Erhard Mische (Norddeutsche Mission) berichtete, dass sich die Kirchen in Westafrika seit einigen Jahren verstärkt mit dem Zusammenhang von Heil und Heilung beschäftigen. Diese Impulse kämen jetzt auch nach Europa.
Im anschließenden Salbungsgottesdienst in der katholischen Kirche Bad Meinberg hielt Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann die Predigt. „Unterschätzt die menschlichen Bemühungen um Heilung nicht, aber überschätzt sie auch nicht.“ Arzt und Apotheker seien Werkzeuge Gottes, medizinische Gaben und Wissen seien Gaben des Schöpfers. Aber: „Die Ärztin und der Arzt sind keine Halbgötter oder Götter, die Klinik ist kein Tempel und Heilung ist noch kein Heil.“
Ein buntes Marktgeschehen im Foyer bot Gelegenheit, sich über die Arbeit von Missionswerken wie der Norddeutschen Mission (NM), der Vereinten Evangelischen Mission (VEM) oder auch der Gossner Mission zu informieren, die sich in Afrika, Europa und Asien mit vielfältigen Projekten engagieren. Weiterhin stellten das Diakonische Werk, Amnesty International, agape, Gemeindegruppen oder auch der Eine-Welt-Laden Alavanyo ihre Arbeit vor. Das Ökumene- und Missionsfest wurde außerdem bereichert durch die Kaffeetafel der Horn-Bad Meinberger Kirchengemeinden und viel Musik.
22.10.2007