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11.06.2003
Konflikte müssen nicht eskalieren
Pressemitteilung: Seminar zur Gewaltvorbeugung für Schülerinnen
„Gewalt erkennen und überwinden“ lautete der Titel dieses Seminars in Detmold. Für Schulsozialarbeiterin Barbara Goeke-Holler war es an der Zeit, eine derartige Veranstaltung anzubieten: „Das Gewaltpotential unter jungen Menschen nimmt zu, und auch die Härte der Auseinandersetzungen wächst.“
Auf spielerische Weise erfuhren die Mädchen, welche Formen von Gewalt es gibt und wo ihre Ursachen liegen. Sie lernten, Körpersprache wahrzunehmen und zu deuten. Konkrete Gewaltsituationen auf dem Schulhof oder auf der Straße wurden nachgestellt. Im Rollenspiel erlebten die Schülerinnen auch eine Konfliktsituation im Bus, wo ein junger Mann pöbelnd durch die Sitzreihen geht. Die Reaktionen auf diese Provokation schwankten zwischen Wegsehen und der verbalen Retourkutsche – beides nicht im Sinne der Seminarleiterinnen.
Um Konflikte zu entschärfen, mussten die Jugendlichen etwas anderes lernen: die Grenzen zu erfahren, die im Umgang mit anderen Menschen nicht überschritten werden sollten. Wer einem anderen körperlich zu nahe kommt, wer beleidigt oder provoziert, der überschreitet diese Grenzen und löst damit oft körperliche Konflikte aus, erläuterten die beiden Seminarleiterinnen.
Wie schnell Situationen eskalieren können, wurde im Elefantenjägerspiel deutlich. Die Gruppe der Jäger hatte die Aufgabe, ohne Gewalt die Mitglieder der anderen Gruppe voneinander zu trennen. Ergebnis: Weil sie gewinnen wollten, griffen die Jäger doch zur Gewalt und setzen sich über die Regeln des Spieles hinweg. Katharina Kleine Vennekate: „Die Schwelle zur Gewalt ist schnell überschritten und die falsche Reaktion darauf führt in eine Gewaltspirale, die ebenso schnell außer Kontrolle gerät.“
Um das zu vermeiden, erhielten die Schülerinnen eine Reihe von Tipps für ihren Alltag in der Schule oder in der Freizeit: Angreifer auf Abstand halten und nicht anfassen, nicht beleidigen, höflich, aber bestimmt reagieren und Passanten persönlich ansprechen, um sie um Hilfe zu bitten. Ob sie sich immer an diese Hinweise halten werden, konnten die Mädchen nach den zwei Seminartagen nicht mit letzter Sicherheit sagen. „Aber doch sicher häufiger als in der Vergangenheit“, waren sich die Schülerinnen einig. So wertet Katharina Kleine Vennekate das Seminar auch als Erfolg: „Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das im nächsten Schuljahr fortgesetzt wird. Schon jetzt zeigt sich, wie das Thema Gewaltprävention die Atmosphäre in der Klasse verändert hat.“ Zusammen mit ihrem Kollegen Bernd Wulfmeier will die Pfarrerin deshalb auch in Zukunft den Religionsunterricht an den Berufskollegs nutzen, um den richtigen Umgang mit Gewalt auch in anderen Klassen zum Thema zu machen.