Archiv 2005 - 2001

26.05.2003

Kräfte der Veränderung und der Erneuerung

Pressemitteilung: Michael Welker: Wer ist Jesus Christus für uns heute?

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In angeregtem Gespräch: Professor Michael Welker (links) und Landessuperintendent Gerrit Noltensmeier.

Sein Augenmerk richtet Welker auf „die ganze Fülle der Person und des Lebens“ Jesu. Sie setzen, so seine Überzeugung, viele Kräfte der Veränderung und Erneuerung frei. Das bedeutet: Nach der österlichen Auferstehung gibt es eine Vielzahl von ganz unterschiedlichen Erfahrungen, die alle die Gewissheit auslösen: „Christus ist und bleibt unter uns leibhaftig gegenwärtig!“
Weniger die Überlieferungen vom leeren Grab seien als fortwirkendes Glaubenszeugnis von Bedeutung, sondern die verschiedenartigen Begegnungen mit dem Auferstandenen: Seine Jünger erkennen ihn daran, wie er sie anredet, wie er das Brot teilt, wie er ihnen die Heilige Schrift erklärt. Die Gewissheit, Christus sei auferstanden, bedeute also nicht, dass Jesus genau so gegenwärtig sei wie vor seinem Tod am Kreuz. Doch mit der Gegenwart des Auferstandenen würden „die Kräfte der Liebe, der Vergebung, der Heilung, der Zuwendung zu den Kindern, Schwachen und Ausgestoßenen vermittelt“, aber auch die Kräfte der Auseinandersetzung mit den politischen und religiösen Mächten im Fragen nach Gerechtigkeit und in der Suche nach Wahrheit.
Dass Jesus tatsächlich gelebt hat, wird heute von keinem ernst zu nehmenden Wissenschaftler bestritten. Die historische Figur aber, so machte Welker deutlich, ist vielschichtig. Es genüge deshalb nicht, sie mit archäologischer Forschung und durch das Vergleichen alter Handschriften so genau wie möglich zu erschließen. Welker warnte hier vor einem „naiven Objektivismus“, der komplexe historische Sachverhalte und das Geflecht der wechselseitig voneinander abhängigen Textüberlieferungen „wie Ausgrabungsstätten“ behandelt. Genau das geschehe in vielen – und gerade in den erfolgreichen - theologischen Büchern über Jesus. Über die Auferstehung des Gekreuzigten lässt sich damit nichts aussagen, denn sie ist keine historisch beweisbare Tatsache. Die „Fülle des Lebens des Auferstandenen“ wird nach Welkers Überzeugung aber auch Nichtchristen herausfordern. Das Erinnern daran suche Gewissheit, prüfe und korrigiere aber zugleich die Gewissheiten mit dem immer neuen Fragen nach Wahrheit. So werde es möglich, dem wahren historischen Jesus und dem lebendigen auferstandenen Christus „auf der Spur zu bleiben.“
In einer lebhaften Diskussion sprach sich der Professor temperamentvoll dafür aus, entscheidende Fragen des Glaubens zwar „einfach, aber nicht billig“ zu beantworten.

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