Archiv 2005 - 2001
12.02.2003
Viele Wege, Gewalt zu überwinden
Pressemitteilung: Erster Preis Wettbewerb "Gewalt überwinden"
Die Lippische Landeskirche und das katholische Dekanat Lippe hatten im Juni vergangenen Jahres alle 12- bis 16-Jährigen im Kreis Lippe zu dem Wettbewerb aufgerufen. Es ging darum, Gewalt in ihren vielerlei Formen zu erkennen und sich mit Möglichkeiten ihrer Überwindung auseinander zu setzen.
Die Klasse 9a hat am dritten Adventssonntag in der Lemgoer Kirche St. Johann einen Gottesdienst mitgestaltet, außerdem eine Umfrage zum Thema durchgeführt und eine ausführliche Begleitdokumentation erstellt. Es waren die Vielfalt und der Ideenreichtum, die – auch als Videofilm dokumentiert – in der Entscheidung schließlich den Ausschlag gaben.
Die Jury bestand aus Martin Böttcher, dem Vorsitzenden der Lippischen Landessynode, Detmolds Bürgermeister Friedrich Brakemeier, Dechant Karl-Heinrich Brinkmann als Vertreter der katholischen Kirche, TBV Lemgo-Geschäftsführer Fynn Holpert, der Sozialpädagogin Petra Jürgens vom Kreisjugendamt und Günter Schulz, dem Vorsitzenden des Lippischen Künstlerbundes.
Von den 18 eingegangenen Beiträgen erhielten zwei einen zweiten Preis: Schüler aus Klasse 5a der Pestalozzischule für Lernbehinderte Extertal hatten Geschichten über alltägliche Streit- und Konfliktsituationen geschrieben und sich außerdem dazu ein Würfelspiel ausgedacht. Die Jugendgruppe aus dem Jugendkeller „Bälla Källa“ von der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde Wöbbel verfasste und bebilderte völlig selbständig einen Fotoroman, in dem es um große Gefühle geht: Leidenschaft, Hass und Liebe. Als Preise gibt es freien Eintritt in die Schwimmbäder Aqualip in Detmold und Eau-Le in Lemgo. Je zehn Karten wurden von den beiden Stadtwerken spendiert.
Den dritten Preis teilen sich ebenfalls zwei Gewinner: Die Klasse 9d der Freiligrath-Realschule Lage für ihren historischen Stadtrundgang „Stätten des Erinnerns“, der zu Orten führt, die an die Geschichte der Juden in Lage erinnern. Der Medienkurs 10 des Gymnasiums Horn-Bad Meinberg wird für die Hör-CD „Nazis raus!!! Aber wohin???“ ausgezeichnet. Sie enthält Interviews mit Vertretern von Polizei und Justiz, die über den Umgang mit Rechtsradikalismus sprechen, und mündet in den Dreischritt: Hinsehen – Handeln – Hilfe holen. Der TBV Lemgo stellt als Preis dafür jeweils einen von allen Spielern signierten Handball zur Verfügung.
Mit kleineren Preisen gewürdigt hat die Jury auch ein Video der Klassen 7f und 7d der Karla-Raveh-Gesamtschule. Es besteht aus zwei Teilen: zum einen Streit-Szenen, nach Drehbuch inszeniert, zum andern Statements der Schüler, in denen sie ihre Ablehnung von Gewalt begründen. Auch die Schülerinnen der Klassen 7a und 7b der Pestalozzischule Extertal haben Konflikte im Schulalltag vor der Videokamera nachgespielt und Lösungsmöglichkeiten benannt. Von der Jugendschützenkompanie der Schützengesellschaft Schötmar stammt ein Flugblatt, auf dem sie ihre gewaltfreie sportliche Position darlegen. Die Jungschützen haben es in der Stadt verteilt und mit Passanten darüber Gespräche geführt.
Ein ausführlicher Videofilm ist in der Mädchengruppe des Jugendzentrums Lockhausen Pro Regio entstanden. Er zeigt nach dem Muster einer Talkshow, wie man mit Vorurteilen und Diskriminierungen umgehen kann. Aufmerksamkeit erweckte auch eine CD des Medienkurses 9 vom Gymnasium Horn-Bad Meinberg: Die Jugendlichen haben die Holocaust-Überlebende Karla Raveh als Zeitzeugin befragt. Aus Interview, Kommentaren der Schüler und Musik entstand so ein aufschlussreiches Gesamtwerk. Auch zwei Friedenstücher von Konfirmandinnen aus Lemgo waren unter den Preisträgern.
Ausgangspunkt für den Wettbewerb war die weltweite Dekade zur Überwindung von Gewalt 2001 bis 2010. Sie wurde vom Ökumenischen Rat der Kirchen (Weltkirchenrat) ausgerufen. Damit soll das Eintreten gegen Gewalt sowie für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung in diesen zehn Jahren in den Kirchen vor Ort zum Schwerpunkt der Arbeit werden.
Unterstützt wurde der Wettbewerb vom Detmolder „Bündnis für Zivilcourage und Toleranz – gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit“ und vom Kreis Lippe.