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25.11.2002

Klarheit, Konzentration, Leidenschaft

Pressemitteilung: Synode der Lippischen Landeskirche: Klarheit, Konzentration, Leidenschaft. Synode der Lippischen Landeskirche mit dem Bericht des Landeskirchenrates eröffnet

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Beratungen unter Friedenstüchern: Die Synode, das "Parlament" der Lippischen Landeskirche, tagt in Haus Stapelage. Der Saal ist mit Tüchern geschmückt, die in lippischen Kirchengemeinden zum Thema Frieden gestaltet wurden.

Noltensmeier wies angesichts knapper gewordener Ressourcen darauf hin, dass das „behäbige“ Fortschreiben des Vertrauten die Dynamik des Wandels verkenne: „Die Zahlen, Trends und Prognosen nötigen zu Entscheidungen.“ Aus diesem Grund befindet sich die Lippische Landeskirche derzeit in einem Prozess der Leitbild- und Strukturentwicklung.
Der Landessuperintendent rief vor diesem Hintergrund dazu auf, Kräfte zu bündeln. Das „Bemühen um verstehendes Wissen und fruchtbare Kooperation“ sei das Gebot der Stunde. Notwendig sei die wechselseitig verabredete Übernahme verschiedener Aufgaben in den Gemeinden. Er warnte davor, Konflikte zu verschleiern und die Wirklichkeit zu beschönigen. Die Sehnsucht der Menschen nach Vertrauen und Hoffnung sei nicht geringer geworden. Kirchen als Orte der Stille und Sammlung, „die von Traditionen und lebendiger Hoffnung erzählen“, sollten ihre Türen öffnen und offen halten. Insgesamt beobachtet Noltensmeier „eine neue, unbefangene Neugier und Nachdenklichkeit“ im Blick auf Fragen des Glaubens.
Er beschrieb auch die Chancen, die sich aus einer Zusammenarbeit zwischen den evangelischen Freikirchen mit russlanddeutschen Mitgliedern und der Landeskirche ergeben: „Wir könnten in unseren Gemeinden ermutigende geistliche Inspiration erfahren. Wir könnten den anderen Brücken bauen auf dem Weg in eine plurale Gesellschaft, in der der Rückzug in selbstgewählte Isolation in künftigen Generationen nicht Bestand haben kann.“ Außerdem wäre es gemeinsam möglich, sich solchen russlanddeutschen Jugendlichen zu nähern, die ohne jede religiöse Bindung aufwachsen und oft in großen sozialen Problemen leben. Deshalb bedauerte der Landessuperintendent die Distanz zu landeskirchlichen Gemeinden, die in den freikirchlichen Gemeinden mit überwiegend russlanddeutschen Mitgliedern erkennbar sei.
Das verfassungsmäßig festgelegte Bekenntnis zu Israel als Gottes auserwähltem Volk nannte der leitende Theologe als besondere Verpflichtung, gerade in Zeiten, „in denen die Solidarität mit dem Staat Israel durch die dort verantwortete Politik oft mühsam ist.“ Mit Partnerkirchen in Polen und Litauen – Länder, in denen es deutliche antisemitische Tendenzen gibt – wurde dieses verpflichtende Bekenntnis bekräftigt.
Angesichts der Verschuldung der öffentlichen Haushalte setzte sich Noltensmeier für ein „radikales Umsteuern“ ein. Alle gesellschaftlichen Gruppen müssten jetzt zum Verzicht bereit sein, besonders jene, „bei denen die Selbstbedienungsmentalität mit provokativer Hemmungslosigkeit erlebt wurde.“ Kirche müsse für den notwendigen Verzicht und seine Chancen werben. Weiterhin bleibe es ihre Aufgabe, Anwalt der Schwachen zu sein. Er warnte selbstkritisch vor der Gefahr, dass Kirche nur die eigenen Besitzstände vor Augen habe. Die gesellschaftlichen Probleme dürften nicht durch Fortschreibung der „gigantischen Verschuldung“ zu Lasten kommender Generationen vertagt werden. Und: „Damit wir in der Kirche nicht selbst in eine vergleichbare Situation schlingern, bedarf es weiter nachdrücklicher Bemühungen um eine Konsolidierung des landeskirchlichen Haushaltes.“

» Der Bericht im Wortlaut (pdf-Format)

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