Archiv 2005 - 2001

06.11.2002

Sehnsucht, aber Gelassenheit

Pressemitteilung: Landespfarrerin Dr. Gesine von Kloeden zur Frage, ob die Ökumene noch zu retten ist

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Sie gab eine differenzierte Antwort auf die Frage, ob die Ökumene noch zu retten sei: Dr. Gesine von Kloeden. Rechts der Organisator des Ökumenischen Kreises Oerlinghausen, Otto Niemann.

Die oft beschworene, vielfach ersehnte „Einheit der Kirche“ ist nach ihrer Überzeugung keine Angelegenheit einer Instituition, sondern „Gegenstand des Glaubens“. Jesus Christus selbst habe diese Einheit verheißen – existierende Trennungen ziehen sie nicht in Mitleidenschaft. Diese Überzeugung, eine von Gesine von Kloedens „Zehn theologischen Thesen für ein ökumenisches Kirchenverständnis“, gibt eine gewisse Gelassenheit im Blick auf konfessionelle Vielfalt. Außerdem hätten sich die verschiedenen Kirchen durch die Jahrhunderte „nicht immer nur bekämpft, sondern auch gegenseitig herausgefordert und erneuert.“ Sie hätten sogar, je auf ihre Weise, die Kultur-, Geistes- und Sozialgeschichte unermesslich bereichert – Kirchenmusik, Philosophie, christlich motivierte Sozialarbeit seien dafür nur einige Beispiele. Dann aber beschrieb die Theologin klar die beiden verschiedenen Prinzipien des Protestantismus und des Katholizismus: Hier „die beständige Erneuerung der einen Kirche und ihrer Erscheinungsformen, was eine kritische Selbstdistanz zum eigenen Kirchentum mit sich bringt – „im Akt der Reformation ereignet sich Kirche“. Dort die Gewissheit, dass die Kirche, also die katholische, selbst der eine Leib Christi ist. Da dieser Leib derzeit gespalten ist und jede Konfession ihren Anteil an den Trennungen trägt, „hat auch die römisch-katholische Kirche das volle Kirchesein verloren“, schließt die Ökumenepfarrerin.
Zu Beginn hatte sie die vielfältigen ökumenischen Herausforderungen beschrieben: Trennung der Kirchen in Arm und Reich, in Ost und West, in „charismatisch wachsende“, und „historisch schrumpfende“, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Übergreifend kam es ihr vor allem auf die Fragen an: Wo ist die Ökumene lebendig? Was tragen wir dazu bei, die Ökumene lebendig zu halten? Die offiziellen Einstellungen und Verlautbarungen von Kirchenleitungen würden nicht immer die wichtigen Lebensfunktionen der Ökumene stärken. Fortschritte in den Beziehungen der Kirchen untereinander könne man aber inzwischen an den Zusammenschlüssen auf europäischer und globaler Ebene festmachen, meinte Gesine von Kloeden. „Das haben wir immerhin erreicht. So etwas war früher undenkbar.“ Gleichzeitig habe es immer die Basisökumene gegeben, fügte sie hinzu und nannte den Weltgebetstag der Frauen als Beispiel. Die Pfarrerin verschwieg nicht, dass das Problem, ob Struktur- oder Glaubensfragen die gegenseitige Annäherung der Kirchen verhindern, vor Ort oft als überflüssig angesehen wird. Gleichwohl seien die Fragen der organisatorischen Einheit der Kirche für viele Christen nicht zweitrangig. Im Übrigen habe es eine institutionelle sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi nie gegeben. Sie konnte folglich nie zerbrechen und müsse also auch nicht wieder hergestellt werden. Da konnten die Zuhörer zustimmen. Otto Niemann ergänzte abschließend: „Man kann unterschiedlicher Meinung sein, aber wir müssen die Unterschiede aushalten und sie uns nicht immer gleich um die Ohren hauen.“

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