Archiv 2005 - 2001

30.11.2005

Veränderung durch Begegnung

Pressemitteilung: Veränderung durch Begegnung EKD-Oberkirchenrat Affolderbach zum Verhältnis von Christen und Muslimen

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Oberkirchenrat Dr. Martin Affolderbach von der EKD (3. von links) wurde in Lemgo von Pfarrer Horst-Dieter Mellies, Pfarrerin Claudia Schreiber (Islambeauftragte der Lippischen Landeskirche), sowie Dr. Gesine von Kloeden-Freudenberg (Landespfarrerin für Ökumene und Mission), begrüßt. (Von links)

Im gemeinsamen Gespräch auf der Ebene der Kirchen- und Moscheegemeinden würde schnell deutlich werden, gab sich Dr. Affolderbach überzeugt, dass es nicht „das“ Christentum und „den“ Islam gebe, sondern Menschen, die ihren jeweiligen Glauben praktizieren. Wenn erst einmal der praktische Dialog auf der Grundlage gegenseitigen Respekts in Gang gekommen sei, könne sich daraus ein theologischer Meinungsaustausch entwickeln. Dieser Austausch über Glaubensfragen stehe in Deutschland erst am Anfang. Allerdings wäre es für Christen wie für Muslime - auch zur Klärung des eigenen Selbstverständnisses - sehr fruchtbar, sich über das Gemeinsame und das Verschiedene ihres Glaubens in „streitbarer Toleranz“ klar zu werden. Solange Christen aufgrund ihrer Unkenntnis die spirituellen Dimensionen des Islams nicht wahrnähmen, müsse ihnen unverständlich bleiben, warum der Islam in der arabischen Welt die Menschen massenhaft mobilisieren könne.
Einen christlich-moslemischen Dialog zu wünschen, sei allerdings einfacher, als ihn in die Tat umzusetzen, räumte der EKD-Islamexperte ein. Ein Grund dafür sei, dass es in Deutschland auf muslimischer Seite keine Struktur gebe, die mit der Organisation christlicher Kirchen vergleichbar sei. Folglich wisse die EKD-Leitungsebene nicht immer, wer ihr Ansprechpartner auf islamischer Seite sei. Ganz konkret werde dieses Problem hinsichtlich des muslimischen Religionsunterrichts an deutschen Schulen. Die EKD sei fest davon überzeugt, dass es sinnvoll sei, an deutschen Schulen in einem rechtlich geregelten Rahmen Islamunterricht von dafür ausgebildeten Pädagogen erteilen zu lassen. Ein solcher Unterricht diene der Integration der in der Regel türkischstämmigen Kinder und Jugendlichen mehr als der nach deutscher Überzeugung „ungeregelte“ Islamunterricht in den Koranschulen. Oberkirchenrat Affolderbach empfahl den Muslimen in Deutschland, ihre Verbände dem deutschen Rechtssystem anzupassen und sich nach dem Vereinsrecht zu organisieren. Dies verpflichte die Muslimvertreter zwar einerseits auf ein westlich und christlich geprägtes Gesellschafts- und Rechtssystem, eröffne ihnen aber andererseits Mitbestimmungsrechte, wie sie sich aus der Religionsfreiheit und dem Minderheitenschutz ergeben. Auch eine Mitsprache bei der Gestaltung des Islamunterrichts an staatlichen Schulen folge daraus.
Ein christlich-islamischer Dialog in Deutschland könne nicht zum Ziel haben, sich auf den kleinsten gemeinsamen Nenner zu einigen, so Martin Affolderbach: „Das Spezifische des jeweiligen Glaubens darf nicht nivelliert werden.“ Andererseits sei ein Gespräch auch keine Mission, aber an Gesprächen führe kein Weg vorbei: „Zum Abbau von Feindbildern gibt es dazu keine Alternative.“

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