Archiv 2005 - 2001

18.02.2002

Aus Begegnung kann Dialog werden

Pressemitteilung: Hauptamtliche Jugendmitarbeiter beschäftigten sich mit dem Islam

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Für eine qualifizierte Begegnung mit dem Islam: Ralf Lange-Sonntag, Theologe und Islamwissenschaftler (links), und Landesjugendpfarrer Tobias Treseler.

Mitarbeitende in Kirchengemeinden und Verbänden für die Begegnung qualifizieren – das war Hauptziel der Tagung in Haus Stapelage. Nicht wenige islamische Jugendliche machen von den Angeboten evangelischer Jugendarbeit Gebrauch. Die Hauptamtlichen in der Jugendarbeit wollen über die religiösen und kulturellen Prägungen dieser Heranwachsenden, die meist aus der Türkei stammen, Bescheid wissen. Dieses Wissen sei Voraussetzung dafür, dass Begegnung und Gespräche „in gegenseitigem Respekt“ geschehen können, findet Treseler. Gleichzeitig diene die Auseinandersetzung mit der anderen Religion aber auch zum „Entdecken der eigenen Profilschärfe“: Wer sich, auch kritisch fragend, mit fremden Glaubensinhalten beschäftigt, besinnt sich auf das, was er selber glaubt. Das war ganz im Sinne des Fachreferenten Ralf Lange-Sonntag. Mit dem Dortmunder Berufsschulpfarrer stand der Tagung ein Experte zur Verfügung, der eine seltene Doppelqualifikation vorweisen kann: Er ist nicht nur evangelischer Theologe, sondern auch graduierter Islamwissenschaftler.
Aus Begegnung kann Dialog erwachsen. Lange-Sonntag formulierte Grundregeln für einen gelingenden interreligiösen Dialog, die zunächst überraschend wirkten: Ziel sei „nicht die Bekehrung des anderen, sondern die eigene Bekehrung.“ Denn schließlich habe jeder Dialogpartner nicht nur das Recht, sondern auch die Pflicht, „sich und seinen Glauben selbst zu definieren.“ Voraussetzung dafür: ein Minimum an Selbstkritik oder „das Wissen darum, dass Gott größer ist als alle Bilder, die wir von ihm haben.“ Diese Voraussetzungen sind wichtig, denn: „Die Triebkraft des Dialogs ist der Streit, also eine Auseinandersetzung um die Wahrheit zwischen zwei Parteien.“ Damit dieser Streit konstruktiv und fruchtbar geführt werden kann, bedarf es der Achtung vor sich selbst wie vor dem anderen und der Gleichstellung der Gesprächspartner.
Die Informationen, die Lange-Sonntag zum Islam gab, sollten dieser Gleichstellung dienen. Stichwort Politik und Religion: Dass der Islam wie auch das Christentum ihrem Wesen nach politisch sind, steht für den Theologen fest: Die Religionen betreffen den ganzen Menschen, sie betreffen die Ethik und damit auch das menschliche Zusammenleben. Außerdem erheben sie beide Anspruch auf weltweite Geltung, sind also auch als weltpolitischer Faktor zu verstehen. Es sei also nicht zu hinterfragen, dass der Islam eine politische Größe sei, so das Fazit des Referenten, wohl aber die Art und Weise. Hier verfolgte der Islamwissenschaftler die Entwicklung Mohammeds, verglich seine Politik als Oppositionsführer und als Herrscher und beschrieb die Entwicklung von der politischen Religion zum Schwarzweiß-Denken der religiösen Ideologie des Islamismus. Dieser ist weder bereit noch fähig zum Argumentieren, lehnt einen historisch-kritischen Umgang mit seinen Quellen ab und sieht möglicherweise Gewalt als gutes Mittel an. Nach Lange-Sonntags Beobachtung tragen leider die meisten muslimischen Gemeinden in Deutschland zumindest einige dieser islamistischen Züge. Gewaltbereitschaft sei jedoch selten.

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