Archiv 2005 - 2001
21.06.2005
Bekennen heute
Pressemitteilung: Bekennen heute Lebhafte Podiumsdiskussion im Gemeindehaus der Erlöserkirche am Markt
Hochkarätige Gäste waren der Einladung der Lippischen Landeskirche gefolgt – jeder mit einer bestimmten Sichtweise auf das Bekennen. Der Europaabgeordnete Elmar Brok stand noch ganz unter dem Eindruck der letzten Wochen: das Scheitern der EU-Verfassung bei Volksabstimmungen in Frankreich und in den Niederlanden und der geplatzte EU- Gipfel am Wochenende, als man sich nicht auf einen Finanzrahmen für die nächsten Jahre einigen konnte. „Wir wissen in diesen Augenblicken um die Endlichkeit unserer Arbeit“, so Brok. Auf die Frage von Moderator D. Peter Bukowski (Vorsitzender des Reformierten Bundes) nach dem Gottesbezug, der keinen Eingang in die Präambel der geplanten europäischen Verfassung gefunden hat, reagierte der Politiker gelassen: „Die Inhalte, die ich mit dem christlichen Menschenbild verbinde, - die Unantastbarkeit der Würde des Menschen, soziale Verantwortung oder auch das Recht auf Religionsfreiheit- sind im Grundrechtekatalog der europäischen Verfassung enthalten.“ Wenn sich 25 Nationen auf solche einen Wertekatalog einigen könnten, dann sei das ein ungeheurer Fortschritt. Dr. Petra Bahr, designierte Kulturbeauftragte der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), bedauerte dennoch das Fehlen des Gottesbezuges „in Verantwortung vor Gott und den Menschen“. Der Gottesbezug bedeute nicht irgendeinen christlichen Machtanspruch, sondern eine „Selbstbegrenzung menschlicher Macht.“
Wie sollte sich Kirche, wie sollten sich Christen heute positionieren, was bedeutet das überhaupt: das religiöse Bekenntnis? „Bekennen ist ein Akt der Freiheit“, so der lippische Theologe Dr. Matthias Freudenberg. Gemeinsames Bekennen sei wichtig. „Es gibt noch etwas zu sagen im christlichen Glauben und das auch öffentlich.“ Petra Bahr ergänzte: „Bekennen ist eine Richtschnur, die uns die Freiheit gibt zu handeln.“ Professor Martin-Christian Vogel, Rektor der Hochschule für Musik in Detmold, erhofft sich vor allem von den Protestanten, dass sie ihre „Herzen öffnen.“ Das setze neue Kräfte frei. „Ich glaube auch, dass bei uns durch die Überbetonung des Wortes, durch die Zurücknahme des Liturgischen vieles an Fröhlichkeit und Ganzheitlichkeit verloren gegangen ist.“ Das sei allerdings gerade „urprotestantisch“, betonte Freudenberg, „die Reduktion auf das konzentrierte Wahrnehmen, was im Leben und auch im Sterben trägt.“ Gott wieder mehr in den Mittelpunkt des Gottesdienstes zu stellen, wünscht sich Petra Bahr. „Mehr sinnkräftige Sprache eines Martin Luther“ anstatt politischer Predigten.
Ein Punkt, den auch Elmar Brok im Gespräch aufgriff: „Man begibt sich mit der politischen Tagespredigt in die Beliebigkeit, wenn man eine politische Meinung vertritt, hat das nichts mit dem christlichen Bekenntnis zu tun.“ Brok weiter: „Ich glaube dass die Kirchen in ihrer Darstellung nicht werden dürfen wie jede andere gesellschaftliche Organisation. Sie sollen Mittler sein zwischen der Transzendenz und den Menschen. Das macht das Einzigartige aus.“
Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „reformieren – streiten - bekennen“ aus Anlass der Einführung des reformierten Bekenntnisses vor 400 Jahren in Lippe wird am Donnerstag, 23. Juni, um 19.30 Uhr Professor Dr. Eberhard Busch aus Göttingen zum Thema „Was heißt Konfession?! sprechen. Veranstaltungsort ist das Gemeindehaus der Martin-Luther-Kirche in Detmold.