Archiv 2005 - 2001

28.04.2004

Das mehrfache Ende der Trennung

Pressemitteilung:

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„Partnerschaften sind Lernmodelle“: Pfarrerin Stefanie Rieke-Kochsiek ist Südafrika-Beauftragte der Lippischen Landeskirche.

Beide Ursprungskirchen hatten niederländische Wurzeln, beide beriefen sich auf die Reformation des 16. Jahrhunderts. Theologische Unterschiede gab es also nicht. Was einem Miteinander entgegenstand, waren kulturelle und soziale Differenzen: Die Farbigen sprechen Afrikaans, die Sprache der Buren, und sind meist sozial etwas besser gestellt als die Schwarzen, deren Sprache in der Regel Englisch ist.
Schon Jahre vorher hatte man über einen Zusammenschluss verhandelt. Doch erst das Klima, das die Apartheid-Regierung wegfegte, ermöglichte den Zusammenschluss.
Pfarrerin Stefanie Rieke-Kochsiek ist Südafrika-Beauftragte der Lippischen Landeskirche. „In Südafrika bündeln sich viele weltweite Probleme“, erklärt die 36-jährige Theologin, die 1996/97 als Vikarin in Alexandra bei Johannesburg praktische Gemeindearbeit lernte. Und sie nennt Beispiele: „Eine Gesellschaft muss nach dem Ende eines Unrechtsregimes neu zusammen wachsen. Aids, hohe Kriminalität, wirtschaftliche Probleme, Integration verschiedener kultureller und ethnischer Gruppen – all das sind riesige Herausforderungen.“ Es sind nicht zuletzt die Christen in Südafrika, die sie betont annehmen. Die Bewältigung des vergangenen Unrechts durch ehrliche Versöhnungsarbeit – das christliche Vertrauen in die Kraft der Vergebung sei dazu die denkbar beste Voraussetzung.
Die Verbindung mit Partnern in Deutschland sei auch im Blick auf diese gemeinsame Überzeugung besonders wichtig. Das Bekenntnis von Belhar, 1982 in Zeiten schlimmster Apartheid formuliert, bringt die Verantwortung der Kirche für Gerechtigkeit, Versöhnung und Solidarität und besonders die Parteinahme für die Schwächsten zum Ausdruck. Es verurteilt folglich jede Diskriminierung auf Grund von Rasse oder Hautfarbe. Die Lippische Landeskirche hat sich dieses Bekenntnis, das bewusst an die Barmer Theologische Erklärung von 1934 anknüpft, zu eigen gemacht. Außer der Partnerschaft auf gesamtkirchlicher Ebene gibt es auch Kontakte zwischen Gemeinden. So ist die Gemeinde in Lage-Heiden mit den Christen in Orlando in Soveto verbunden, Dörentrup-Spork und -Hillentrup pflegen eine Partnerschaft mit Alexandra. „Partnerschaften sind Lernmodelle“, meint Pfarrerin Rieke-Kochsiek, „die zeigen, dass wir bei allen sozialen, kulturellen und sonstigen Unterschieden eine weltweite Kirche sind. Sie helfen ein Stückchen, dem Nord-Süd-Gefälle entgegenzuwirken. Und sie brechen feste Regeln und Gewohnheiten auf.“ Bei gegenseitigen Besuchen ist es zum Beispiel beiderseits selbstverständlich, dass Gäste privat von Gemeindemitgliedern beherbergt werden. So übernachteten die Besucher aus Lippe in Orlando, in einem Township, wo sonst keine Weißen Quartier nehmen.
Das Südafrika-Forum, zu dem die Beauftragte regelmäßig einlädt, versammelt einen Kreis von rund zehn erfahrenen, sachkundigen und interessierten Personen, die alle Partnerschaftsarbeit zwischen der Lippischen Landeskirche und der URCSA begleiten. Wenn diese im Oktober ihr zehnjähriges Vereinigungsjubiläum offiziell feiert, wird sie das sicher nicht ohne Gäste aus Lippe tun.

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