Archiv 2005 - 2001
13.03.2004
Kann das auch bei uns passieren?
Pressemitteilung: Abschlussgottesdienst der Jugendbibelwoche in Horn
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Schattenspiel: Eine Gewaltszene an der Bushaltestelle stellten die Jugendlichen im Abschlussgottesdienst der Jugendbibelwoche dar. |
Sie kommen aus Blomberg, aus Leopoldstal oder aus Detmold: Rund 150 Jugendliche sind an diesem Abend in der Kirche in Horn. Auch einige Erwachsene haben den Weg in die Kirche gefunden, die heute etwas anders wirkt als sonst. Getuschel in den Reihen, die Kirchenbänke ruckeln schon mal etwas heftiger, die Lieder sind modern und werden unter anderem von E-Gitarre, Saxophon und Schlagzeug begleitet. Jugendliche aus Horn-Bad Meinberg haben den Gottesdienst vorbereitet, und das ist ihnen rundum gelungen. Unter dem Motto „Gesagt - getan - und Action“ beschäftigen sie sich mit dem Thema Gewalt und Zivilcourage. Aufhänger ist das Geschehen in Hildesheim, wo Schüler einen anderen über Monate hinweg drangsalieren und quälen konnten, ohne dass jemand eingeschritten wäre.
„Kann das auch bei uns passieren?“, fragen sich die Jugendlichen. In einem Schattenspiel stellen sie eine Gewaltszene dar, in der auf das Opfer eingeprügelt wird. Leute gehen vorbei oder feuern die Prügelnden an - bis jemand kommt, der zwar Angst hat, aber Hilfe holt und einschreitet. „Gut, dass der sich einen geholt hat, der ihm hilft, zu zweit kommt man weiter“, kommentiert Pfarrer Maik Fleck die Szene. Die Jugendlichen lesen das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Maik Fleck und seine Kollegin Katja Albrecht von der Zentrale für evangelische Jugendarbeit besprechen das Gleichnis: Zwischen Jericho und Jerusalem wird ein Mann überfallen und ausgeraubt. Ausgerechnet ein Fremder in der Gegend, ein Mann aus Samaria, hilft dem Opfer. Das hatte damals wohl keiner erwartet. Die beiden Theologen übersetzen ins Heute: Würden wir erwarten, dass zum Beispiel ein Türke in solch einer Situation hilft? Ein kurzes Raunen geht durch die Reihen der Jugendlichen. Sie haben zugehört und der Gedankenanstoß scheint angekommen.
Auf roten und auf blauen Zetteln notieren sie dann gute und schlechte Erfahrungen. Einige davon lassen Maik Fleck und Katja Albrecht ins Gebet einfließen. Da ist die Rede davon, dass es traurig macht, dass einige früher sterben als andere, dass manche Kinder geärgert werden, dass kein Friede ist auf Erden. Andere sind dankbar, dass sie Eltern und gute Freunde haben, dass sie Fußball spielen können, dass es den Rock’n’Roll gibt. So verschieden wie die Jugendlichen, so verschieden sind ihre Erfahrungen. Mit viel fetziger Musik, in lockerer Atmosphäre geht der Gottesdienst nach einer Stunde zu Ende. Die Zeit ist schnell vergangen.