Archiv 2005 - 2001

07.02.2004

Meinungen über die Nähe zur Mitte

Pressemitteilung: Gespräch über katholische Eucharistie und evangelisches Abendmahl

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Dr. Burkhard Neumann (links) und Dr. Werner Weinholt (rechts) erläuterten die unterschiedlichen Abendmahlsauffassungen ihrer Kirchen. Bettina Hanke-Postma bedankte sich bei den beiden Referenten symbolisch mit je einer Flasche Wein und einem geteilten Brot.

Neumann, Direktor am Paderborner Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik, diskutierte in der Theologischen Bibliothek der Lippischen Landeskirche mit Dr. Werner Weinholt, dem Katholika-Beauftragten der Landeskirche, über die Unterschiede zwischen katholischer Eucharistie- und evangelischer Abendmahlsfeier.
Fünfzig überwiegend evangelische Gäste konnte Bibliotheksleiterin Bettina Hanke-Postma zu dieser ersten Veranstaltung der Reihe „Abends in der Bibliothek“ begrüßen. Mehr hätten zwischen den Büchern keinen Platz gehabt: Die große Besucherzahl verdeutlichte das starke Interesse an der offiziellen katholischen Auffassung, nach der eine gemeinsame Abendmahlsfeier von Katholiken und Protestanten unmöglich ist.
Dr. Weinholt, Pastor in Bösingfeld, verglich das protestantische Abendmahlsverständnis der „versöhnten Verschiedenheit“ mit dem Bild einer Torte: Im Mittelpunkt befinde sich das Abendmahl und darum herum die einzelnen „Tortenstücke“ der katholischen, der orthodoxen, der anglikanischen und der evangelischen Kirche. Alle seien dem Mittelpunkt gleich nah. Beim Abendmahl werde die Gemeinschaft zwischen Mensch und Gott und zwischen den Menschen untereinander gefeiert. Aus katholischer Sicht sei die Torte in Ringe aufgeteilt. Das Zentrum, die Eucharistie, sei umgeben vom katholischen Ring. Die Ringe der anderen Glaubensgemeinschaften seien nach römischer Lehrmeinung vom Zentrum viel weiter entfernt: Während die evangelischen Kirchen auch Christen anderer Konfessionen zum Abendmahl einladen, hält die katholische Kirche an ihrer Alleinstellung fest.
Dem widersprach der Paderborner Theologe nicht. Nur ein geweihter Priester könne die Eucharistie feiern, weil es hier vorrangig um die Gegenwart Jesu und erst nachrangig um die Gemeinschaft der Gemeinde gehe. Neumann verteidigte seine Kirche gegen einige landläufige protestantische Meinungen. Die Verwandlung von Brot und Wein während der Eucharistie in das Blut und den Leib Jesu Christi solle man nicht als chemische Verwandlung, sondern als „wesenhafte Wandlung“ der Elemente verstehen. Diese Auffassung sei ein „selbstverständlicher Bestandteil des katholischen Glaubens“. Gleichwohl stellte Neumann fest, dass katholische Priester in der Regel weder getaufte Protestanten aktiv von der Eucharistiefeier ausschlössen noch katholischen Vätern oder Müttern die Teilnahme am Abendmahl ihres evangelisch getauften Kindes untersagten. Dieses „neue und erweiterte Verständnis“ sei möglicherweise noch nicht überall in der katholischen Kirche angekommen.
Im Gespräch erinnerte Martin Böttcher, Präses der Lippischen Landessynode, daran, dass es Jahrhunderte dauerte, bis sich Lutheraner und Reformierte auf ein gemeinsames Abendmahlsverständnis einigen konnten. Dies könne Beispiel gebend sein für die Annäherung von Katholiken und Evangelischen. Voraussetzung dafür sei das anhaltende Gespräch zwischen den Konfessionen.

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