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01.02.2004
Sonntagsheiligung und Wasser für alle
Pressemitteilung: Vorbereitung auf Weltkongress der Reformierten
Für den lippischen Pfarrer Bendix Balke ist klar: „Kirche steht auch hier stets auf der Seite des Lebens.“ Was das konkret bedeutet, hat Hermann Schaefer, Generalsekretär des Reformierten Bundes in Deutschland, in Stapelage deutlich gemacht: „Was nicht sein darf und nicht sein soll, das ist: dass Verlierer und Nicht-Erfolgreiche auf Dauer vom wirtschaftlichen Handeln ausgeschlossen bleiben.“
Mit zwei Schwerpunkthemen hat man sich in Stapelage befasst: mit der Sonntagsheiligung und dem Lebenselement Wasser. Die Tagungsteilnehmer sahen gerade im arbeitsfreien Sonntag eine wichtige Möglichkeit, sich dem globalisierten Wirtschaftsleben zu entziehen, wieder menschliche Beziehungen und Gemeinschaft zu pflegen, das Tempo des Lebens einmal für kurze Zeit zu reduzieren. Sonntagsarbeit sollte deshalb auf ein unbedingt notwendiges Mindestmaß begrenzt werden, waren sich Theologen und Laien einig.
Einkaufsoffene Sonntage einmal nicht ausnutzen, rund um die Uhr laufende Maschinen zumindest einmal für 24 Stunden abstellen, und auch zu Hause den Computer einmal auslassen – dafür wollen die Teilnehmer der Stapelager Konsultation werben.
Wasser ist in den Ländern des Südens ebenso wie in Europa ein knappes Gut. Menschen haben hier wir dort ein Recht auf Zugang zu sauberem Trinkwasser. Balke sieht dieses Recht durch die Globalisierung und die damit einher gehende Privatisierung gefährdet. „In Berlin ist die Trinkwasserversorgung bereits privatisiert. Und in England ist zu besichtigen, welche Folgen das haben kann.“ Dort sei die Trinkwasserversorgung bereits 1987 unter Margret Thatcher an Wirtschaftsunternehmen vergeben worden. Allein bis 1994 seien deren Gewinne um knapp 150 Prozent gestiegen und der Wasserpreise sei real um fast 50 Prozent in die Höhe geschnellt. Damit sei er rund doppelt so teuer wie in Schottland, wo auf die Privatisierung verzichtet wurde.
Hermann Schaefer sieht das als Beleg seiner Position: „Der Markt als Instrument hat keine Moral und führt nicht automatisch zu mehr Gerechtigkeit und einer Erhöhung der Lebensqualität. Er verstärkt vielmehr bestehende Ungleichheiten und führt zu Umweltzerstörung.“ Der Schluss, den die Reformierten daraus ziehen, ist jedoch nicht die konsequente Ablehnung jeglicher Globalisierung. Bendix Balke: „Wir werden in Accra, wo auch die Lippische Landeskirche mit zwei Delegierten vertreten sein wird, für die Suche nach Alternativen werben. Wir suchen einen Mittelweg zwischen Fundamentalkritik und der kritiklosen Akzeptanz der Globalisierung. Wir stehen auf der Seite der Armen, aber wir wollen gesprächsfähig bleiben.“
Wichtig ist dem lippischen Pfarrer jedoch auch, dass dieser Standpunkt nicht nur im fernen Ghana vertreten wird. „Wir müssen dazu auch in den Gemeinden vor Ort Stellung nehmen.
Globalisierung, Sonntagsheiligung, Wasser, das sind auch Themen für Gottesdienste in lippischen Kirchen, für Seniorennachmittage, Konfirmandenunterricht oder Kinderbibelwochen.“