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22.11.2003
Feuerwehr und Kirche: Aktion und Besinnung
Pressemitteilung: Feuerwehr und Kirche: Aktion und Besinnung. Abschließender Höhepunkt der Ökumenischen Friedenstage
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Löscheinsatz an der Marktkirche: 40 jugendliche Feuerwehrleute aus Lage und Umgebung beteiligten sich am „Einsatz für das Leben“ im Rahmen der Ökumenischen Friedenstage. |
Die Bereitschaft, ständig für andere da zu sein und ohne Ansehen der Person in Not zu helfen, ist ein urchristliches Prinzip. Die Feuerwehren handeln voll und ganz danach. Ein Nothilfesystem, das auf gegenseitiger Solidarität gründet, ist eine wesentliche Voraussetzung für den inneren Frieden eines Gemeinwesens. Das Ehrenamt, der freiwillige Einsatz, ist ein Wesensmerkmal von Feuerwehr und Kirche.
Diese Übereinstimmungen hatte die Träger der Ökumenischen Friedenstage bewogen, die Feuerwehr zur Zusammenarbeit einzuladen. Deren Vertreter gingen gerne darauf ein. Pfarrer Holger Teßnow und der von ihm geleitete Vorbereitungskreis, in dem von der Feuerwehr hauptsächlich Wilhelm Johannesmann und Detlev Lemke mitwirkten, entwickelten jene Verbindung aus Aktion und Besinnung, die abschließender Höhepunkt der Friedenstage war. Träger sind die Lippische Landeskirche, das katholische Dekanat Lippe und zwei evangelische Freikirchen.
Nach erfolgreichem Löscheinsatz zog der Spielmannszug der Lagenser Feuerwehr mit klingendem Spiel in die Kirche ein, gefolgt von rund hundert Personen mit und ohne Feuerwehruniform. Mit lebhaftem Orgelspiel empfing Kantor Volker Stenger die Besucher.
Dann: 20 Bilder, groß projiziert, mit denen Vertreter von Feuerwehr und Kirche Beispiele für einzelne Einsätze illustrierten und gleichzeitig in einen größeren Zusammenhang stellten. Einige Beispiele: Zwei Einsatzkräfte halten sich am Geländer einer überschwemmten Brücke fest - „Gott, hilf mir! Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle“, schreit der Beter des 69. Psalms. Er hat dem Bedrängten, der weiß, dass Gott ihn hört, eine Stimme gegeben. -
Das Bild eines ölverseuchten Flusses, den die Feuerwehr reinigt, ist Anlass für den Hinweis auf das Menschenrecht auf sauberes Wasser. -
Ein zermalmtes Auto führt zu einem Gebet für Verkehrsopfer, Unfallhelfer, und zu der Bitte: „Lehre uns Rücksicht zu nehmen, wo wir entlang der Todesgrenze fahren!“ -
Einsatz beim Brand eines Spänebunkers, dessen Gefahr nicht sofort sichtbar ist, denn der aufgewirbelte Holzstaub kann explodieren und Feuerwehrleute schwer verletzen oder töten - verborgene Gefahren bedrohen den Frieden, die Sucht nach Vergeltung für erlittene Gewalt, etwa im Irak, „wartet förmlich auf Taten, die wiederum weitere Menschenleben fordern.“ -
Oder die beiden Männer, die nach Stunden immer noch vor übermächtigem Feuer stehen, vor dem ihr Wasserstrahl wirkt wie ein Tropfen auf den heißen Stein – David gegen Goliath? „In schweren Situationen wachsen Menschen manchmal ungeahnte Kräfte zu: „Gott zur Ehr, den Menschen zur Wehr“. -
Ein Bild von 1938 zeigt die brennende Synagoge in Lage. Man sieht, dass der Wasserstrahl den Brand nicht trifft. Was wäre dem Feuerwehrmann geschehen, der in der Pogromnacht die Spritze auf das jüdische Gotteshaus gerichtet hätte statt daneben? Jesus preist die Menschen selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden – Anlass für die Fragen: „Was kostet Zivilcourage? Und was bin ich bereit zu geben? Und wo ist sie heute einfach nötig?“
Die abschließenden Fürbitten galten den Feuerwehrleuten, den Opfern von Naturkatastrophen, von Ungerechtigkeit, Krieg, Terror und Gewalt.