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21.10.2003

Ein Tabu verliert seine Macht

Pressemitteilung: Ausstellung über genitale Verstümmelung von Mädchen und Frauen

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Wogayehu Shobiso, eine Frauenbeauftragte der äthiopischen Mekane-Yesus-Kirche, engagiert sich gegen die „Beschneidung“ von Mädchen. Ihrer Enkelin bleibt diese Tortur erspart.

Veranstalter sind die Lippische Landeskirche und die evangelisch-reformierten Kirchengemeinden Schieder, Detmold-Ost und Schötmar.
Weltweit sind über 150 Millionen Mädchen und Frauen betroffen, jährlich kommen etwa zwei Millionen dazu. Sie werden je nach Tradition entweder als Neugeborene, in der Pubertät, nach der Eheschließung oder nach der ersten Entbindung an ihren Genitalien verstümmelt. Die Folgen sind schlimm: Entzündungen, chronische Infektionen, erhöhtes Aids-Risiko, Schmerzen bei der Menstruation, beim Urinieren, beim Geschlechtsverkehr. Bei Geburten kann es zu gefährlichen Komplikationen kommen. Manche überleben die Tortur nicht, sie verbluten.
Wer etwas dagegen unternehmen will, hat machtvolle Traditionen und kulturelle Widerstände gegen sich. Die Herkunft des Brauchs liegt im Dunkeln – in vielen Kulturen ist es die Ehre der Familien, die ihn unerbittlich verlangt. Deshalb lassen viele Eltern ihre Töchter in dieser Weise verstümmeln: nur so würden sie später einen Mann finden, auch seien sie vor Vergewaltigung geschützt, glaubt man – außerdem diene die „Beschneidung“ der Gesundheit.
Auch religiöse Begründungen spielen eine Rolle: die Vorstellung, der Koran schreibe die genitale Verstümmelung der Frau vor, existiert ebenso wie die Meinung, sie sei in der Bibel erwähnt. Beides stimmt nicht.
In Äthiopien ist es der Frauenarbeit der evangelischen Kirche Mekane Yesus gelungen, durch Aufklärung einen Bewusstseinswandel in den Gemeinden einzuleiten. Das Evangelisch-lutherische Missionswerk in Niedersachsen (Hermannsburg) unterstützt diese Arbeit. In Seminaren und Kursen lernen Frauen und Männer gemeinsam, dass die „Beschneidung“ in völligem Widerspruch zum biblischen Menschenbild steht. Sie erkennen die medizinischen Zusammenhänge von schweren gesundheitlichen Folgen.
Irmtrud Forthaus vom Vorstand der Kirchengemeinde Schieder hat die Wanderausstellung nach Lippe geholt. Oft ist mit der Genitalverstümmelung ein Ritual verbunden, das den Eintritt ins Erwachsenenalter markiert. „Dieses Ritual soll nicht ersatzlos abgeschafft werden“, sagt Monika Korbach von der Evangelischen Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche: Die Ausstellung informiert darüber, was an seine Stelle tritt, nämlich ein Fest. So könne die gewohnte Kultur behutsam verändert und die schlimme Praxis der „Beschneidung“ abgeschafft werden, ergänzt Sabine Hartmann. Die landeskirchliche Referentin für Ökumenisches Lernen weist darauf hin, dass auch in Deutschland betroffene Frauen leben. Außerdem seien auch die Partnerkirchen in Ghana und Togo betroffen.
Die Wanderausstellung „Ein Tabu verliert seine Macht“ ist an folgenden Orten zu sehen:
29. Oktober bis 5. November: Schieder-Schwalenberg, ev.-ref. Gemeindehaus Schieder, Kirchstraße 10; 29. Oktober, 9 Uhr: Frauenfrühstück
7. bis 11. November: Detmold, Gemeindehaus am Markt; 7. November, 19.30 Uhr: Gemeindeabend
12. bis 20. November: Bad Salzuflen-Schötmar, ev.-ref. Gemeindehaus Am Kirchplatz 1; 12. November, 20 Uhr: Gemeindeabend
21. bis 30. November: Haus Stapelage.
Weitere Informationen: 05231/9766843.

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