Archiv 2005 - 2001

13.11.2001

Vom Unterschied zwischen kristalliner und flüssiger Intelligenz

Pressemitteilung: Evangelische Frauenarbeit - Alt werden als Geschenk

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Gespräch über „Die vielen Gesichter des Alters“: Landesfrauenpfarrerin Birgit Wulfmeier-Pötzsch, Referentin Dorothea Berneking, Marita Lamberg, Sprecherin des Landesverbandes und die Mitglieder im Leitungskreis Traute Lübbeke und Christel Irmisch (von links).

Diesen Gedanken stellte die Diplomgerontologin und pädagogische Mitarbeiterin der Evangelischen Frauenarbeit Dorothea Berneking in den Mittelpunkt ihres Referates, das sie auf der Mitgliederversammlung des Landesverbandes evangelischer Frauenhilfen in Detmold hielt. Alt werden als Geschenk? Die Vorstellung wirkt auf den erste Blick hin überraschend, vielleicht sogar weltfremd oder gar anmaßend, und ist doch nichts von alledem.
Im öffentlichen Bewusstsein sind alte Menschen gebrechlich, hilfsbedürftig und fallen der Gesellschaft zur Last. Dieses Bild entspreche in keiner Weise der Realität, sondern werde von den Medien erzeugt, weil hier die Alten immer nur in dieser Rolle erschienen: Das Fernsehen berichte über alte Menschen nur als Sozialfälle, kritisierte Dorothea Berneking. Krankheits-, Pflege- und Rentenfragen stünden dann im Vordergrund. Ansonsten seien alte Menschen für das Fernsehen wenig interessant, weil sie als Konsumenten nicht in Betracht kommen. Werbestrategen glauben, nur Menschen bis zu einem Alter von 49 Jahren in ihrem Konsumverhalten beeinflussen zu können. Also muss das Fernsehen hauptsächlich diese Altersgruppen ansprechen. Erst langsam entdecken diese „klugen Köpfe”, das auch ältere Menschen Konsumenten sind.
„Bis zu einem Alter von 70 Jahren und oft noch darüber hinaus sind alte Menschen fit und aktiv, und sie haben gegenüber den Jungen sogar Vorteile“, sagte Dorothea Berneking: „In vielen Projekten können sie ihre Berufs- und Lebenserfahrungen Gewinn bringend einsetzen.“ Im Gegensatz zu den Jungen verfügten sie über viel „kristalline Intelligenz”. Die „flüssige Intelligenz” der Jüngeren, mit der diese sich geschmeidiger auf Neuerungen einstellen können, wird nach Überzeugung der Gerontologin zugunsten eines Wissens aufgegeben, das weit über den Tag hinaus denken kann.
Bei den 60 jüngeren und älteren anwesenden Frauen lösten die beiden Begriffe eine allgemeine Heiterkeit aus. Ansonsten bereicherten sie aber das Referat mit einer Fülle eigener Erfahrungen, die das Bild des Alters als Geschenk immer wieder bestätigten.
Vielen wurde klar, dass ihnen im Gegensatz noch zu ihren Urgroßeltern ja sozusagen ein zweites Leben geschenkt wurde. Noch im 19. Jahrhundert wurden die Menschen im Durchschnitt lange nicht so alt wie heute. Dass ein solches Geschenk auch Fragen aufwirft und Unsicherheiten in der eigenen Orientierung mit sich bringt, ist nur natürlich. Aber die Chancen, Möglichkeiten und Freuden, die gerade das Alter mit seiner Lebenserfahrung zu bieten hat überwiegen bei weitem, kam in dem Gespräch zum Ausdruck. Jeder und jede Einzelne muss sie nur nutzen.

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