Erklärung der Lippischen Landeskirche aus Anlass der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz vor 75 Jahren
Seit einigen Jahren begehen wir diesen Tag als Gedenktag an die Opfer der Nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sich zu erinnern ist bleibende Aufgabe; die Opfer und das, was ihnen angetan wurde, darf niemals vergessen werden. Trauer und Scham bleiben. Bis heute leiden die Überlebenden und ihre Nachfahren unter dem Geschehenen. Aber die Zahl der Augenzeugen, die das Geschehene in Worte fassen können, nimmt beständig ab. Umso bedeutungsvoller ist es, an die Taten zu erinnern und die Erinnerung an die Menschen wachzuhalten, denen in den Konzentrationslagern furchtbares Leid widerfuhr und die ihr Leben verloren. Diese Erinnerung ist notwendig auch, um uns und zukünftige Generationen vor erneuten antisemitisch und rassistisch motivierten Verbrechen zu bewahren.
Die aktuelle Zunahme hassvergifteter Haltungen, ausgrenzender Worte und gewalttätiger Anschläge macht die Erinnerung an das Grauen notwendiger denn je. Im vergangenen Jahr wurde mit dem Mord an Regierungspräsident Walter Lübcke in Kassel und dem Anschlag auf die Synagoge in Halle an der Saale vor Augen geführt, wie hoch die Gefahr rassistisch und antisemitisch motivierter Gewalt in unserer Gesellschaft ist.
Als Lippische Landeskirche ist uns sehr bewusst, dass auch die Kirche Schuld auf sich geladen hat mit Jahrhunderten christlich legitimierter Judenfeindschaft. Gerade auch deshalb sehen wir uns in einer besonderen Verantwortung. 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz kämpfen wir mit vielen anderen in unserer Gesellschaft gemeinsam dafür, die Erinnerung an die Opfer zu bewahren und Antisemitismus und Rassismus in Deutschland keine Chance zu geben.
Viele Veranstaltungen in lippischen Schulen, Kommunen und Kirchengemeinden werden auch in diesem Jahr an diesen Tag erinnern. Wir sind allen dankbar, die sich dieser Erinnerungs- und Gedenkkultur verpflichtet sehen und sie aktiv mitgestalten.
24.01.2020