Menschen für Glaube und Kirche gewinnen

Die Lippische Landeskirche hat laut einer Studie im Jahr 2030 voraussichtlich noch 118.000 Mitglieder – Kirchengemeinden erproben in den kommenden fünf Jahren neue Projekte und Kooperationen

Kreis Lippe. Die Mitgliederzahl der Lippischen Landeskirche wird voraussichtlich von rund 160.000 Gemeindemitgliedern im Jahr 2017 auf etwa 118.000 Gemeindemitglieder im Jahr 2030 zurückgehen. Das ist ein Ergebnis der Freiburger Studie „Projektion 2060“ unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Dr. Bernd Raffelhüschen.

Insgesamt gesehen wird sich die Mitgliederzahl der Evangelischen Kirche in Deutschland in den kommenden vierzig Jahren etwa halbieren. Das Forschungsteam Generationenverträge (FZG) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg hat erstmals eine koordinierte Mitglieder- und Kirchensteuervorausberechnung für die evangelische und katholische Kirche in Deutschland erstellt. Für die 20 evangelischen Landeskirchen und die 27 römisch-katholischen (Erz-) Diözesen in Deutschland wurde ermittelt, wie sich Kirchenmitgliedschaftszahlen und Kirchensteueraufkommen langfristig entwickeln werden.

Dabei handele es sich um Annahmen: „Im Prinzip spiegeln wir die heutigen Verhältnisse in die Zukunft“, so Professor Raffelhüschen. Bei Geburten und Sterbefällen sei das relativ einfach. Schwieriger werde es bei Migration und kirchenspezifischen Einflüssen: „Unsere Projektionen gehen davon aus, dass das Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten von Kirchenmitgliedern in den letzten Jahren auch für die Zukunft repräsentativ ist. Wenn sich dieses allerdings langfristig verändert, werden auch die Ergebnisse andere sein.“

Lippische Landeskirche will Menschen für Glaube und Kirche ansprechen:

„Es gibt jenseits des demographischen Wandels und Wanderungsbewegungen also durchaus Handlungsmöglichkeiten und Anknüpfungspunkte für Veränderungen“, bewertet Landessuperintendent Dietmar Arends die Ergebnisse der Studie. Mit verschiedenen Maßnahmen versuche die Lippische Landeskirche heute gegenzusteuern, um ihre Kirchengemeinden darin zu unterstützen, den Herausforderungen im Blick auf die Zukunft zu begegnen und Menschen in Lippe für Glauben und Kirche anzusprechen.

So hat die Lippische Landessynode 2018 als Ergebnis ihres zweijährigen Zukunftsprozesses „Kirche in Lippe – auf dem Weg bis 2030“ die Einrichtung sogenannter Erprobungsräume über eine Dauer von fünf Jahren beschlossen. Kirchengemeinden und Einrichtungen der Landeskirche sind derzeit aufgerufen, Ideen für die künftige Arbeit zu entwickeln und Anträge für Erprobungsräume zu stellen, die geprüft und durch den Landeskirchenrat beschlossen werden. Dies können zukunftsweisende, modellhafte Projekte zum Beispiel in den Bereichen regionale Zusammenarbeit von Kirchengemeinden, Multiprofessionalität, neue Wege der Verkündigung, Diakonie, Jugendarbeit, Kirchenmusik oder auch in der digitalen Kommunikation sein. Dafür stellt die Landeskirche 1,5 Millionen Euro, also jährlich 300.000 Euro, zur Verfügung. Diesem Verfahren ist der Vorzug vor allgemeinen Strukturveränderungen gegeben worden. 

 

Die Zahlen der Freiburger Studie für die Lippische Landeskirche:

2030:

Laut Studie wird die Lippische Landeskirche im Jahr 2030 noch rund 118.000 Mitglieder haben sowie prognostizierte Kirchensteuereinnahmen von etwa 29 Mio. Euro (2017: Mitglieder: rund 160.000/Kirchensteuer: rund 35 Mio. Euro).

2060:

Aus der in der Studie errechneten Zahl von etwa 58.000 Mitgliedern im Jahr 2060 ergeben sich vermutliche Kirchensteuereinnahmen von rund 23 Mio. Euro – eine Verringerung um etwa 34 Prozent im Vergleich zu 2017.

 

Die Kirchensteuer sinkt also nicht ganz so stark ab wie die Zahl der Mitglieder. Der Rückgang der Gemeindemitglieder lässt sich in Lippe zu einem Großteil mit dem demographischen Wandel begründen sowie mit Wanderungsbewegungen und Tauf-, Austritts- und Aufnahmeverhalten.

 

Die genauen Zahlen:

In Lippe stehen im Jahr 2030 (Mitglieder: 117.853) laut der Studie 2.391 Sterbefällen und 763 Austritten dann 746 Taufen und 83 Aufnahmen entgegen. 457 Evangelische verlassen die Region, sieben Evangelische wandern zu.

Im Jahr 2060 (Mitglieder: 57.632) werden es 1.475 Sterbefälle und 330 Austritte sein, gegenüber 312 Taufen und 36 Aufnahmen. Die Ab- und Zuwanderungen im Jahr 2060 gleichen sich nach der Studie nahezu aus.

 

Zum Vergleich:

Im Jahr 2017 (Mitglieder: 159.396) waren es 2.806 Sterbefälle, 1.083 Austritte, 1.015 Taufen, 129 Aufnahmen. 875 Evangelische sind weggezogen, sieben Evangelische zugezogen.

Die Austrittsquote liegt derzeit jährlich bei 0,7 Prozent der Mitglieder, ab dem Jahr 2030 bei 0,6 Prozent. Die Aufnahmequote liegt kontinuierlich bei 0,1 Prozent.

 

02.05.2019