Teilhabe für alle: (von links) Ralf Peter Reimann, Wolfgang Loest und Ann-Kathrin Habighorst begreifen den digitalen Wandel als Chance.

Neue Zielgruppen erreichen

Experten stellen Praxisbeispiele der kirchlichen Online-Kommunikation vor

Kreis Lippe/Dörentrup. Ein Themenabend der Lippischen Landeskirche mit dem Kreis Lippe hat sich mit den Chancen und Herausforderungen der kirchlichen Arbeit in der digitalen Gesellschaft beschäftigt. Ralf Peter Reimann, Internetbeauftragter der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Ann-Kathrin Habighorst, Leiterin des Projekts „Smart Country Side“ vom ZukunftsBüro Kreis Lippe, und Wolfgang Loest, Social Media Pfarrer der Lippischen Landeskirche, stellten den 30 Teilnehmern im Innovationszentrum Dörentrup Best-Practice-Beispiele vor.

„Die Gesellschaft befindet sich in einem digitalen Wandel“, betonte Ralf Peter Reimann. „Das Internet ist der Motor dieser Entwicklung.“ Lange Zeit habe eine Trennung zwischen der „echten“ realen Welt und der virtuellen Welt stattgefunden, die heutzutage längst nicht mehr bestehe. Die Lebenswirklichkeiten hätten sich stark verändert und seien heterogen geworden. Es sei wichtig, dies wahrzunehmen, anstatt sie von außen zu beurteilen. Die sozialen Medien seien dabei eine genauso reale Kommunikation mit den Menschen wie „face-to-face“, so der Experte weiter. Den Kirchengemeinden empfiehlt er daher: „Wir müssen die Technologien nutzen, die die Menschen haben wollen“.

Ann-Kathrin Habighorst stellte das Projekt „Smart Country Side“ vor, das in 16 Modellorten, davon zehn in Lippe, die Bedarfe von Nutzern in ländlicher Umgebung untersucht, um eine bessere Teilhabe durch Digitalisierung zu erreichen. „Es geht nicht darum, den Dörfern zu sagen, was sie brauchen, sondern sie zu fragen“, erklärte die Projektleiterin. So wünschten sich die Menschen vor allem eine sorgende Gemeinschaft, einen digitalen Marktplatz und vor allem eine Dorfplattform, auf der sich alle vernetzen können. Diese geht in den Modellorten nun, bestehend aus zwei Bausteinen, an den Start: Während auf einer Website allgemeine Informationen, Kontaktdaten und Veranstaltungen aufgeführt sind, beispielsweise unter www.exterdigital.de für die Gemeinde Extertal, können in einer App, dem sogenannten Dorf-Funk, Mitfahrgelegenheiten, Kleinanzeigen und aktuelle Nachrichten eingestellt werden – jeweils als Inhalte von Bürgern für Bürger. „Es ist wichtig, dass alle Bewohner eines Dorfes mitmachen können“, betonte Habighorst. Deshalb würden regelmäßig Schulungen zur Medienkompetenz und dem Umgang mit Smartphone und Tablet angeboten.

Zwei weitere Beispiele digitaler Kommunikation im kirchlichen Gemeindeleben stellte Wolfgang Loest vor. So zeigte er auf, wie sich in der Kirchengemeinde Detmold-Ost mit einer Cloud die Verwaltung von Kalendern, Dienstplänen und Kirchenvorstandsprotokollen deutlich vereinfacht habe. Zudem berichtete Loest über seine Erfahrungen mit Social-Media-Gottesdiensten: „Wir haben den Auftrag, das Evangelium zu kommunizieren, nicht Menschen in unsere Kirche zu holen“, so Loest. Über die sozialen Medien könnten neue Zielgruppen erreicht werden, die sonst über wenig Gottesdiensterfahrung verfügen; zudem könnten Menschen, die krank im Bett liegen, in der Bahn sitzen oder sich gerade im Ausland befinden, ebenfalls am Gottesdienst teilnehmen. Über WhatsApp, Instagram und Co. hätten alle Zuschauer am Bildschirm, aber auch in der Kirche die Möglichkeit, sich interaktiv zu beteiligen. „So werden zum Beispiel ihre Fürbitten auf einer Leinwand gesammelt und durch die Pfarrerin oder den Pfarrer verbalisiert“, erklärte Loest. Das könne zu einem intensiven Gemeinschaftsgefühl beitragen.

03.04.2019