500 Jahre Reformation

Rückblick im Bericht des Landeskirchenrats u.a. auf Ökumene, Kirche und Schule, Flucht und Migration

Kreis Lippe/Detmold. Landessuperintendent Dietmar Arends hat auf der Herbstsynode der Lippischen Landeskirche am Montag, 20. November, eine positive Bilanz des Reformationsjubiläums gezogen. Im Bericht des Landeskirchenrates betonte er, dass nicht eine Lutherdekade und ein Lutherjahr, sondern eine Reformationsdekade und ein Reformationsjahr gefeiert worden seien: „Die Reformation war eine Bewegung vieler an vielen Orten“.

Arends hob unter anderem die Beteiligung verschiedener Akteure in Lippe unter dem Motto „Gemeinsam frei - Lippe feiert 500 Jahre Reformation“ hervor: „ Das Reformationsjubiläum sollte nicht etwas sein, das sich aus­schließlich innerhalb der Landeskirche, innerhalb der Gemeinden vor Ort ab­spielte, sondern wir wollten mit vielen gemeinsam in Lippe feiern.“ Dies sei in der Rückschau gelungen: „Viele auch nichtkirchliche Institutionen, unter anderem aus den Bereichen Kunst und Kultur, haben sich zur Mitwirkung gewinnen lassen“. So habe dieses Jubiläumsjahr auch das Zusammenspiel wich­tiger Akteure in der Region gestärkt. „Allein die nach dem Sommer eröff­neten drei großen Ausstellungen in Lippe im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake, im Hexenbürgermeisterhaus und im Landesmuseum geben von diesem Zu­sammenspiel ein beredtes Zeugnis“.

Über den Internetauftritt www.lippe2017.de seien rund 200 Veranstaltungen beworben worden: Gottesdienste, Vorträge, Konzerte, Theater und Musicals, Aus­stellungen, Diskussionen, Veranstaltungen für bestimmte Zielgruppen wie Kinder und Jugendliche und vieles andere mehr. „Von den Veranstaltungen, die der Landeskirchenrat überblicken kann, kann gesagt werden, dass viele von ihnen ausgesprochen gut angenommen wurden, überdurchschnittlich gut be­sucht waren.“ Die Kirchenmusik habe eine große Rolle gespielt: „Die Musik bringt noch einmal ganz andere Seiten in uns zum Klingen als Worte alleine. Die Musik ist Ausdruck der Freude, sie ist Gebet; sie verleiht dem Gotteslob, dem Dank, aber auch der Klage Ausdruck. Sie ist Verkündigung des Evangeliums. Und sie erreicht Menschen, die wir sonst vielleicht nicht erreichen würden mit unserem Tun. Die Kirchenmusik in ihrer großen Vielfalt gibt unserer Landeskirche ein be­sonderes Profil.“

Das Echo auf die landeskirchliche Gottesdienstreihe „Profile“, in der zu zwölf Gottes­diensten mit profilierter Musik und profilierten Predigten, von Gastpredige­rinnen und -predigern an unterschiedliche Orte eingeladen wurde, sei so positiv, dass dieses Format in veränderter Form auch im Jahr 2018 weitergeführt werden soll.

 

Kirche und Schule

Im Mittelpunkt der synodalen Beratungen habe im Reformationsjahr das Thema Kirche und Schule gestanden: „Die Reformation wurde ganz wesentlich auch zu einer Bildungsbewegung. Wer auf mündigen Glauben setzt in einer Kirche mit mündigen und urteils­fähigen Menschen, der und die kommt an Bildung nicht vorbei“, so Arends. Schulseelsorge, Konfessionell-kooperativer Religionsunterricht und der Kontakt zwischen Kirche und Schule seien die vornehmlichen Themen gewesen: „Auch wenn die Lippische Landeskirche keine Trägerin eigener Schulen ist, so messen wir dem Arbeitsfeld Schule wesentliche Bedeutung zu.“ Im Religionsunterricht würden erheblich mehr junge Menschen erreicht, als sonst z.B. durch die Jugendarbeit: „Der Dialog Kirche und Schule hat sehr deutlich noch einmal die Frage unter­strichen, wie das einander Wahrnehmen von Kirche und Schule vor Ort ge­lingen kann, wie auch die Kooperation von Kirchengemeinden und Schulen vor Ort noch intensiviert werden kann.“

Immer wieder sei mit der Gestaltung des Reformationsjubiläums in der Lippischen Landeskirche auch die Generation der Kinder und Jugendlichen in den Blick genommen worden Dietmar Arends: „Wenn wir über die Reform von Kirche reden, dann reden wir über die Kirche, in der die jungen Menschen von heute eine Zukunft haben sollen. Das können wir nur mit ihnen gemeinsam tun, das ist meine Überzeugung.“

 

Ökumene

„Viele sind sich einig - und ich würde das unterstreichen - das Reformationsjubiläum hat die großen Kirchen näher zueinander ge­bracht“, so der Landessuperintendent: „Insgesamt können wir uns über ein sehr ökumenisch begangenes Refor­ma­tionsjubiläum freuen. Diese Impulse aus dem Reformationsjubiläumsjahr gilt es nun mitzunehmen. Wir haben uns zugleich zu einer vertieften öku­me­nischen Zusammenarbeit verpflichtet. Diese Verpflichtung gilt es, mit konkreten Schritten zu mehr Gemeinsamkeit einzulösen.“

 

Flucht und Migration

Die Zuwendung zum Nächsten nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten, habe von Anfang an zur Reformation dazugehört.

Massive Grenzschließungen und Gesetzesverschärfungen hätten dazu ge­führt, dass die Zahl der Geflüchteten, die nach Deutschland gekommen sind, sich auf unter 200.000 für 2017 reduziert habe. In 2017 seien zudem viele Asylanträge negativ beschieden worden. In diesem Zusammenhang sei die Landeskirche oft durch Betroffene, Kirchengemeinden sowie Unterstüt­ze­rinnen und Unterstützer hilfesuchend angesprochen worden. „Die Flüchtlings­be­ratungsstellen in Lippe sind sehr stark frequentiert bzw. überlaufen. Viele Ehrenamtliche zeigen sich erschüttert über die Härten im Asylrecht, denen sie im Zuge der Begleitung von Geflüchteten jetzt begegnen. Der Rechts­hilfefonds der Landeskirche ist ebenfalls stark nachgefragt.“ Nicht zuletzt auf diesem Hintergrund habe es in Lippe 2017 insgesamt sechs Kirchenasyle in Kirchengemeinden gegeben. Dietmar Arends: „Es ist damit zu rechnen, dass das Thema Kirchenasyl aufgrund der vielen anstehenden Asylentscheidungen noch einmal mehr Gewicht be­kommen wird“.

Unter anderem bleibe auch die seelsorgerliche Begleitung von Christinnen und Christen unter den Geflüchteten ein wichtiger und wachsender Arbeitsbereich. „Einige der neu getauften Geflüchteten sind in Ortsgemeinden angekommen, andere treffen sich im internationalen Bibelkreis in Detmold unter Leitung des Pfar­rers für Flucht und Migration. Auch internationale mehrsprachige Gottes­dienste werden weiter entwickelt. Zusammen mit der westfälischen Landes­kirche konnte ein persisch sprachiger Pastor gewonnen werden, der auch in Lippe verschiedene Gottesdienste in Farsi halten wird.“

 

Rechtspopulismus

Dietmar Arends: „Immer wieder sahen wir uns in diesem Jahr veranlasst, als Kirchen gegen Ausgrenzung Stellung zu beziehen, gegen Positionen, die die Würde von Menschen verletzen, ja und auch gegen rassistische und fremdenfeindliche Hetze.“ Es habe Wahlkampfäußerungen und Plakate gegeben, die zum Teil offen rassis­tisch gewesen seien. „Das können wir nicht unwidersprochen stehen lassen, auch wenn wir dafür angegriffen werden. Dass zum Teil sogar für rechtspopu­lis­tische Positionen der christliche Glaube instrumentalisiert wird, indem zum Beispiel auf das dann sogenannte christliche Abendland verwiesen wird, ist eine Pervertierung der biblischen Botschaft.“

Der christliche Glaube stehe ein für eine offene Gesellschaft, die dem anderen, gleichgültig woher er kommt, welche Sprache er spricht, in welcher Kultur er aufgewachsen ist, welche Religion er hat, die jedem Menschen mit Respekt und Achtung begegnet. Dietmar Arends: „Natürlich gilt es für uns als Kirchen, mit den Menschen im Gespräch zu sein und auch ihre Sorgen und Ängste zu hören. Rassistische, fremdenfeindliche, antisemitische Äußerungen oder Positionen, die den Holocaust verharm­losen, bilden für uns da eine klare Grenze.“

 

Weitere Infos zur Lippischen Landeskirche:

Rund 161.000 Gemeindeglieder
69 reformierte und lutherische Gemeinden (58 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
56 Synodale
 

*  Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

20.11.2017