Martin Luther und das Judentum
Vortrag zur Ausstellung in der Christuskirche Detmold
Wie konnte es dazu kommen, dass er sich in seinen Spätschriften genau der Schmähungen bediente, gegen die er sich 1523 eingesetzt hatte? Für Prof. von der Osten-Sacken liegt einer der Hauptgründe, weshalb Luther eine Wende in seiner Haltung den Juden gegenüber vollzog, im Kern seiner theologischen Haltung. Es sei die Schriftauslegung des Alten Testamentes – für jüdische Menschen: Weisung, Propheten und Schriften – gewesen, die ihn vom Judentum getrennt und ihn im Lauf der Zeit immer mehr in eine offene Gegnerschaft zum Judentum gebracht habe. Luther habe die Schriften, die Christen und Juden verbinden, ganz auf Christus hin gelesen. Das Judentum habe dieselbe Schrift seit Jahrhunderten in der eigenen Tradition ausgelegt. Dass das Judentum seiner Sicht des Alten Testamentes nicht folgen konnte und wollte, sei die Triebfeder der Ablehnung Luthers gewesen: „Ihr habt die Schale. Wir haben den Kern. Ihr habt die Lüge. Wir haben die Wahrheit.“
Heute, so betonte es von der Osten-Sacken, sei die Sicht eine andere: „Wir lassen die unterschiedlichen Formen der Auslegung nicht nur unverbunden nebeneinander stehen, wir bemühen uns um gegenseitige Wahrnehmung und Wertschätzung. Die jüdische Schriftauslegung kann auch für christliche Auslegerinnen und Ausleger neben den Auslegungen Luthers, die wir weiterhin würdigen, zu einer Quelle werden.“
Das Rahmenprogramm zur Ausstellung findet seinen Abschluss mit dem Vortrag von Pfarrer Maik Fleck. Am Freitag, 7. April, um 19.30 Uhr referiert er zum Thema „Calvin als Impulsgeber für das jüdisch-christliche Gespräch“.
29.03.2017