Vom Aufbrechen und Ankommen
Konfirmanden-Workshop „Hin und weg“ als Teil der Kampagne „Weite wirkt“
Etwa 120 Katechumenen und Konfirmanden beschäftigten sich im Industriemuseum in neun Arbeitsgruppen unter verschiedenen Gesichtspunkten mit der Frage, warum Menschen auswandern bzw. fliehen und wie sie sich in einer neuen Lebenswelt zurechtfinden. Der Konfirmanden-Workshop und sein Motto standen im Zusammenhang mit der aktuellen landeskirchlichen Kampagne „Weite wirkt“. Die momentan im Ziegeleimuseum gezeigte Ausstellung „Vom Streben nach Glück beschäftigt sich mit den über 300.000 Menschen aus Westfalen und Lippe, die im 19. und 20. Jahrhundert in die USA auswanderten.
Für Sabine Hartmann, landeskirchliche Referentin für ökumenisches Lernen, und Christina Hilkemeier, Pfarrerin der ev.-ref. Kirchengemeinde Lage, sowie die übrigen Mitglieder des Vorbereitungsteams bot der von weiteren Ehrenamtlichen und Pfarrern unterstützte Vormittag die Möglichkeit, „den Jugendlichen erlebnisorientiert näherzubringen, was es heißt, aus verschiedenen Gründen auszuwandern: Arbeitsmigration, Flucht, Migration auf Zeit“. Den Jugendlichen sollte außerdem verdeutlicht werden, so Sabine Hartmann weiter, dass Migration kein neues Phänomen sei und schon in der Bibel vorkomme. In den einzelnen Arbeitsgruppen wurde den Jugendlichen die Möglichkeit gegeben, Aspekte ihrer Familiengeschichte einzubringen, wenn zum Beispiel die eigenen Vorfahren auch schon unterwegs gewesen waren: als Wanderziegler, als Flüchtling oder als Auswanderer.
Im von Christian Weber (Leopoldshöhe) geleiteten Workshop „Heimat geht nur gemeinsam - Kooperationsspiele“ ging es darum, sich in einer fremden Umgebung mit - im wahrsten Sinne des Wortes - Händen und Füßen verständlich zu machen. In der Gruppe „Mein Stückchen Heimat“ malten die jungen Leute ein Bild oder ein Symbol, mit dem sie sich besonders identifizieren. Für manche Jungen war das der Lieblingsfußballverein.
Christina Hilkemeier leitete einen Gesprächskreis, in dem zwei syrische Frauen (Mutter und Tochter), die seit vielen Jahren in Deutschland leben, von ihrem Aufbruch aus der alten und ihrer Ankunft in der neuen Heimat berichteten.
Museumsmitarbeiterin Charlotte Gauß wandte sich bei ihrer Führung durch die Ausstellung mit speziellen museumspädagogischen Akzenten an die Kinder und Jugendlichen. Sie brachte ihnen das Leben an Bord der Auswandererschiffe näher und ließ die Kinder unter der Überschrift „Auf der Überfahrt“ kleine Szenen spielen. Auch die Motive der Auswanderer wurden berührt: soziale Missstände, Hungersnöte, Ernteausfälle und die beginnende Industrialisierung, die - besonders stark in Minden-Ravensberg und Lippe - zu einem Rückgang der Heimarbeit in der Leinenverarbeitung führte.
23.09.2016