„Das Doppelgebot der Liebe“
Rechenschaftsbericht des Landeskirchenrates
Die Kirchen würden immer wieder aufgefordert, Werte zu vermitteln, für den Erhalt von Werten einzutreten und den Wertewandel mitzugestalten. Martin Dutzmann: „Gut, dass es Menschen gibt, denen daran liegt, dass in Gesellschaft und Wirtschaft gut gehandelt wird. Gut auch, dass diese Menschen der Kirche in dieser Hinsicht viel zutrauen.“ Doch die biblische Antwort sei eindeutig: „Nicht Werte bleiben, sondern das Wort Gottes“. Die biblischen Gebote ließen sich im „Doppelgebot der Liebe“ zusammenfassen: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt“ (5. Mose 6,5) und „Du sollst deinen Nächsten lieben wie Dich selbst“ (3. Mose 19,18). Mit diesem Gedanken sei „bleibend ausgesagt, was jeder einzelne Christenmensch und damit auch die Kirche als Ganze tun soll“.
Gottesdienst der Gemeinde
In diesem Zusammenhang betont Dutzmann die Bedeutung des Gottesdienstes als einen besonders wichtigen Ort, „an dem Menschen das Gebot, Gott von ganzem Herzen, von ganzer Seele und von ganzem Gemüt zu lieben, in ihr Leben übersetzen können.“ Auch wenn sich benachbarte Gemeinden zunehmend den Dienst eines Pfarrers, einer Pfarrerin würden teilen müssen, sollte dabei jedoch nicht herauskommen, dass Gemeinden darauf verzichten, an allen Sonn- und Feiertagen Gottesdienst zu feiern.
Gemeindepfarrdienst
Hervorragendes geleistet hätten im zu Ende gehenden Jahr in besonderer Weise wieder die ordinierten Pfarrerinnen und Pfarrer – im Religionsunterricht, in Kliniken, unter Lehrern, Soldaten, Strafgefangenen, Polizisten, Feuerwehrleuten.
Große Veränderungen habe die Synode den Pfarren im Gemeindepfarrdienst zugemutet: „Das auf sieben Jahre angelegte, bis zum 31.12.2012 befristete Pfarrstellenreduzierungskonzept ist nahezu umgesetzt. Betrug die Zahl der Pfarrstellen im Gemeindedienst am 1.6.2006 noch 104,75, so sind am Ende dieses Jahres voraussichtlich nur noch 82 Stellen vorhanden, auf denen Pastorinnen und Pastoren in den 69 Ortsgemeinden der Lippischen Landeskirche Gottesdienst, Seelsorge und Unterricht verantworten.“
Es sei nun höchste Zeit, dass die Landessynode nicht mehr nur strukturelle Maßnahmen treffe, „sondern sich inhaltlich mit dem Pfarrberuf auseinander setzt“.
Darum werde die Synode den Entwurf eines Konzeptes für den Gemeindepfarrdienst beraten.
Prädikanten
Fünfzehn Frauen und Männer unterschiedlichen Alters und mit verschiedenem beruflichen Hintergrund ließen sich derzeit zu Prädikanten ausbilden: „Alle Kursteilnehmer sind hochmotiviert und werden die gottesdienstliche Verkündigung in unseren Gemeinden bereichern.“ In diesem Zusammenhang sei daran zu erinnern, dass der Dienst der Prädikanten nicht der regelmäßigen Entlastung von Pfarren dienen solle. Letztere müsse durch Kooperation der Gemeinden und die Schwerpunktsetzung innerhalb des Pfarrdienstes bewirkt werden.
Reformation und Toleranz
Im kommenden Jahr begeht die Lippische Landeskirche das Jahr der Toleranz. „Nächstenliebe ist nicht dasselbe wie Toleranz und doch sind beide eng aufeinander bezogen.“ Zu den Projekten des vergangenen Jahres unter der Überschrift Toleranz gehörten die Pflege des alten jüdischen Friedhofs im litauischen Biržai. Vertreter der Lippischen Landeskirche, der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit in Lippe und der reformierten Partnerkirche in Litauen haben gemeinsam mit litauischen Schülern auf dem Friedhof gearbeitet. Daraus seien wechselseitige Begegnungen entstanden.
Die Veranstaltungsreihe „unzerstörbare Menschenwürde“ thematisierte die Hexenverfolgungen in Lippe, gedachte der Opfer und machte zum anderen darauf aufmerksam, „dass auch heute Menschen ausgegrenzt und in ihrer Würde verletzt werden“.
Nationalpark
Zum Thema Nationalpark in Lippe habe die Landeskirche bewusst keine Stellung bezogen, „um nicht zusätzlich Öl in das Feuer eines vielfach unsachlich bis beleidigend ausgetragenen Konfliktes zu gießen.“ Die Landeskirche halte es für ihre Pflicht, zum Frieden in der Region beizutragen. In einer nicht öffentlichen Sitzung im Landeskirchenamt, zu dem zwei Fachleute, die das Projekt unterschiedlich beurteilen, eingeladen waren, haben der Landeskirchenrat und die beiden zuständigen Kammern (für den ländlichen Raum und für öffentliche Verantwortung) sich über die kontroversen Argumente informiert: „Als ein Ergebnis dieser Sitzung kann zum einen festgehalten werden, dass beiden Positionen viel Überzeugungskraft eignet und deshalb die Entscheidung schwer fällt.“ Zugleich hätten die Beteiligten erlebt, dass der Diskurs auch tolerant und respektvoll geführt werden könne. Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann: „Die Landeskirche will dazu beitragen, dass diejenigen, die in dem Streit um die Errichtung eines Nationalparks in Lippe siegen, dies nicht als Sieg über andere Menschen feiern und dass jene, die unterliegen, sich nicht verbittert von allem bürgerschaftlichen Engagement zurückziehen.“
Weitere Informationen zur Lippischen Landeskirche
Rund 177.000 Gemeindeglieder
69 reformierte und lutherische Gemeinden (58 ref., 10 luth., 1 ev.)
6 reformierte und 1 lutherische Klasse
52 Synodale
26.11.2012