Wolfang Huber sprach in der Detmolder Christuskirche

„Die tröstende Kraft der Musik“

Wolfgang Huber sprach zum Thema Trost in Detmold

Detmold. Musik, Malerei oder auch Meditation geben Impulse für den Umgang mit Trost. Das Thema stand im Mittelpunkt einer Veranstaltung mit Vortrag und Workshops, zu dem die Lippische Landeskirche und der Detmolder Stadtkonvent am Samstag (17. November) eingeladen hatten. Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, spürte zum Auftakt in seinem Vortrag „Siehe, um Trost war mir sehr bange“ vor rund 250 Besuchern in der Christuskirche dem Trost in Theologie, Musik und Ökumene nach.

Trost sei zum einen etwas, nach dem der Mensch angesichts großer geschichtlicher Entwicklungen frage, erläuterte Huber. Der katholische Theologe Johann Baptist Metz habe im Jahr 1947 ein Buch über Trost gefordert, „weil die großen Lebenswunden in unserer Zeit nicht nur einzelne betreffen, sondern mit dem Holocaust und anderen Menschheitsverbrechen zu einer kollektiven Epidemie geworden sind“. Ein weiterer Grund sei für Metz gewesen, dass „die Neuzeit durch epochale Enttäuschungen hindurchgegangen ist, durch kollektive Verletzungen des Ich, auf die sie Antworten sucht.“ So habe die kopernikanische Wende den Menschen vor Augen geführt, dass die Erde, auf der sie als „Krone der Schöpfung“ zu leben meinte, keineswegs den Mittelpunkt des Kosmos bildet: „Die Entdeckungen raubten dem Menschen das Gefühl der Einzigartigkeit als Geschöpf und stellten ihn in die Evolution des Lebendigen hinein.“

In der Regel aber mache sich die Einsicht in die Trostbedürftigkeit des Menschen an persönlichen Schicksalen fest. „ Jesu Leiden am Kreuz endet mit einem Schrei. Gottes Mitleiden äußert sich in diesem Schrei und ist der Trost“. Die erste Form des Trostes sei also das Einstimmen in die Klage Doch wie könne der lautlose Schrei Stimme erhalten? Huber hebt die tröstende Kraft der Psalmen hervor: „Wir schlagen die Brücke vom gesprochenen zum gesungenen Psalm. Wenn unser Schrei nicht stumm bleiben soll, brauchen wir das Gebet und die Musik“. Trost und Musik gehörten zusammen.

In der biblischen Geschichte über König Hiskia, aus der der Titel des Vortrags „Siehe, um Trost war mir sehr bange“ stammt, gehe es um den Trost, der von Todesangst befreit. Wolfgang Huber: „Getröstet sind wir, wenn wir uns darauf verlassen, dass Gott in Jesus Christus „dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht hat durch das Evangelium“ (2. Timotheus 1,10). Den Bogen der tröstenden Kraft der Musik spannte Huber von den Trostliedern Martin Luthers und den Psalmen über die Werke Bachs bis hin zum Deutschen Requiem von Brahms, vielleicht „die intensivste Trostmusik in der Tradition evangelischer Kirchenmusik.“

Als ein Merkmal der lebendigen Ökumene erkennt Huber den Spannungsbogen von der Klage zur Hoffnung: „Anfangs war mir das laute Klagen fremd in anderen Kulturen. Aber ich lernte: wer für die Hoffnung Raum schaffen will, muss den Schmerz ernst nehmen.“

In verschiedenen Workshops gab es weitere Impulse zum Thema Trost: von der Bibelarbeit über Meditation, die tröstende Symbolsprache von Blumen, Tanz, Malerei und Singen bis hin zu Trost in Situationen von politischem Konflikt. Der Abschluss der Veranstaltung führte die Teilnehmenden noch einmal zusammen in der Christuskirche im Konzert „AnKlang – AusSichten“.  

 

 

 

 

19.11.2012