Klang der Sprache und der Musik

Themennachmittag „Bibelklang“ der Lippischen Bibelgesellschaft

Streiflichter auf 450 Jahre protestantischen Kirchengesang warfen (von links): Lars Kirchhof, Christian Kornmaul, Burkhard Geweke, Dr. Martin Dutzmann, Peter Stolle und Horst-Dieter Mellies.

Kreis Lippe/Oerlinghausen. Zum „Bibelklang“ hatte die Lippische Bibelgesellschaft am Sonntag (28.Oktober) in die evangelisch-reformierte Alexanderkirche in Oerlinghausen eingeladen. Landessuperintendent Dr. Martin Dutzmann: „Es ist eindrucksvoll, wie viele Möglichkeiten wir haben, unseren Glauben und das, was uns bewegt, zum Ausdruck zu bringen.“

Das Motto „Bibelklang“ war in Anlehnung an das Jahresthema 2012 der Evangelischen Kirche in Deutschland - „Reformation und Musik“ – gewählt worden.
Drei exemplarische Lieder wurden in der Alexanderkirche vorgestellt und jeweils kommentiert von einem Theologen und einem Kirchenmusiker.
Kantor Burkhard Geweke und Dr. Dutzmann (Vorsitzender der Bibelgesellschaft) erläuterten das Lied „Neig zu mir, Herr, deine Ohren“. Es basiert auf Psalm 86 und fand über die 1562 vollendete Liedsammlung des Genfer Psalters als Lied 621 auch Eingang in das Evangelische Gesangbuch (EG). Die 1551 komponierte Melodie sei charakteristisch für alle Tonfolgen und Chorsätze des „Hugenottenpsalters“ erläuterte Kantor Geweke. Heutige Ohren empfänden die Melodie – zumindest beim ersten Hören – zwar als alt bzw. überholt, aber im Grunde sei sie relativ einfach zu singen, auch von größeren Menschenansammlungen bzw. vielen Gottesdienstbesuchern. Genau dies sei auch die Absicht der Psalter-Komponisten gewesen, die mit ihrer Vertonung der Psalmen eine Lied-Gattung ganz eigener Art geschaffen hätten.
Landesposaunenwart Christian Kornmaul und Pfarrer Lars Kirchhof widmeten sich dem Paul-Gerhardt-Lied „Du meine Seele, singe“ (EG 302). Text und Musik stammten aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und seien geprägt von der Verarbeitung der Folgen des Dreißigjährigen Krieges. Das Lied drücke Glaubenszweifel aber auch Zuversicht aus. Vom Tonumfang her betrachtet wende sich die ursprüngliche Melodie an Solo-Sänger bzw. erfahrene Chorgemeinschaften. Als Ausdruck persönlicher Erfahrungen leite dieses „Ich-Lied“ über in eine neue Zeit und bereite dem Pietismus den Boden.
Gospelchor-Leiter Peter Stolle und Pfarrer Horst-Dieter Mellies stellten mehrere Gospel-Songs vor. Diese Gattung habe ihren Ursprung im Gemeindegesang des ausgehenden 19. Jahrhunderts der afroamerikanischen Kirchen in Nordamerika. Die ursprüngliche „Black Gospel-Musik“ gebe es zwar noch heute, doch mittlerweile sei Gospel-Musik auch Verbindungen eingegangen mit anderen Musikstilen neuzeitlicher Prägung. Zur weltweiten Popularität der Gospel-Musik hätten der Hit „Oh Happy Day“ (1969) und der Kinofilm „Sister Act“ (1992) wesentlich beigetragen. Trotz aller Unterschiedlichkeiten der verschiedenen Gospel-Stilrichtungen gebe es charakteristische Merkmale. Dazu gehörten die in der Regel englischen Texte und die oftmals fröhlich anmutenden Melodien. Pfarrer Mellies: „Im Gospel kommt die Vitalität des Glaubens zum Ausdruck.“
 

30.10.2012