Ruf nach Gerechtigkeit
Gottesdienst zum Weltgebetstag in Heiden gefeiert
Die Frauen des Vorbereitungskreises hatten den Pfarrhaussaal mit Tüchern, Kerzen und Bildern stimmungsvoll geschmückt. Mit dem malaysischen Willkommensgruß „Selamat Datang - Friede und Willkommen“ bezeugten die Frauen und die Gottesdienstbesucher sich gegenseitig ihren Respekt. Zugleich wurde damit unterstrichen, dass Friede und Gerechtigkeit untrennbar miteinander verbunden sind und sich wechselseitig voraussetzen.
Die auf einer „Straße der Harmonie“ zu den Klängen meditativer Musik präsentierten Symbolgegenstände (Bibel, Koran, Buddha-Figur) veranschaulichten die unterschiedlichen ethnischen, kulturellen und religiösen Wurzeln der rund 27 Mio. Einwohner Malaysias. Die Hälfte aller Malaiinnen und Malaien ist muslimisch. Chinesisch- und indisch-stämmige Menschen sowie indigene Völker gehören größtenteils dem Buddhismus, Hinduismus und Christentum (neun Prozent der Gesamtbevölkerung) an. Diese Vielfalt resultiert auch aus der wirtschaftlichen Prosperität Malaysias, die das Land am südchinesischen Meer zu einem begehrten Einwanderungsziel von Arbeitsmigranten macht.
Im Gottesdienst wurde berichtet, dass die Arbeitskraft der Einwanderer zwar geschätzt werde, dass jedoch die Menschen nicht immer und überall mit offenen Armen empfangen würden. Die Immigranten würden toleriert, aber nicht in Gänze akzeptiert. Dies betreffe bei Nicht-Muslimen zum Beispiel die freie Religionsausübung. In Malaysia sei der Islam Staatsreligion und die in der Verfassung verbriefte Religionsfreiheit unterliege in der Lebenspraxis Einschränkungen. Auch bei der Verteilung staatlicher Dienstleistungen mangele es an Gleichheit und Gerechtigkeit.
Um das Weltgebetstag-Motto „Steht auf für Gerechtigkeit“ zu verdeutlichen, spielten die Frauen des Vorbereitungskreises in einem Rollenspiel das im Lukas-Evangelium erzählte Gleichnis von der beharrlichen Witwe nach. Die Szene verdeutlichte den Mut und das Gottvertrauen der Witwe, die sich standhaft und scheinbar ohne Hoffnung dennoch gegen einen ungerechten Richter durchsetzt.
Brigitte Fenner, Pfarrerin für Frauenarbeit der Lippischen Landeskirche, schlug die Brücke zur deutschen Gegenwart. Zum Beispiel sei Ostwestfalen-Lippe aufgrund seiner Lage an der Autobahn A2 dafür bekannt, dass hierher Frauen aus Osteuropa mit falschen Versprechen eingeschleust würden, um die Frauen dann zur Prostitution zu zwingen: „Diese Opfer eines Menschenhandels sind auf Hilfe und Betreuung angewiesen, um ihre Notsituation zu bewältigen.“ Der Weltgebetstag fordere mit seinen in 170 Ländern gefeierten Gottesdiensten auch in Deutschland dazu auf, Ungerechtigkeit und Ausgeliefertsein nicht unwidersprochen hinzunehmen.
06.03.2012