Tod und Trauer in der Schule
Religionslehrer trafen sich zur Tagung im Gildezentrum
Etwa 100 Religionspädagogen aller Schulformen waren der Einladung von Landespfarrer Andreas Mattke, Schulreferent der Lippischen Landeskirche, gefolgt, um sich im Detmolder Gildezentrum mit dieser sensiblen Thematik auseinanderzusetzen. „Es ist wichtig zu wissen, was kindliche Todesvorstellungen kennzeichnet. Darüber sollte im Religionsunterricht gesprochen werden mit dem Ziel, Kindern und Jugendlichen beim Umgang mit der Trauer helfen zu können“, stellte Pfarrer Mattke eingangs fest. Impulse für die Unterrichtspraxis vermittelte die evangelische Theologin und Hochschullehrerin Prof. Dr. Martina Plieth. „Kinder bis zum Grundschulalter nehmen den Tod nicht als etwas Endgültiges wahr, sondern als „Interim“ zwischen dem einen und dem anderen Leben. Sie stellen sich die Verstorbenen oft vor als „verdünnte Persönlichkeitsreste“, die noch sprechen können, allerdings nur ganz leise, oder eben Nutella essen - nur nicht ganz so viel“, fasste Plieth ihre Erfahrungen zusammen. Über die Dauer mehrerer Jahre hatte die Theologin Grundschulkinder begleitet und mit ihnen darüber gesprochen, wie sie sich den Tod vorstellen. Plieth ließ die Kinder Bilder vom Tod malen und stellte diese auf dem Religionslehrertag vor.
Die Hochschullehrerin für Religionspädagogik berichtete, dass es eine klare Grenze zwischen Leben und Tod im Denken von Kindern im Vorschul- und Grundschulalter nicht gebe. Deshalb hätten einige der befragten Kinder Feuerbestattungen äußerst skeptisch beurteilt: „Das tut doch weh.“
Auch wenn Kinder das biologische Sterben in der Regel nicht richtig verständen, nähere sich ihr Nachdenken über den Tod zuweilen Grundelementen des christlichen Glaubens in erstaunlicher Weise an. Die Toten seien zwar unsichtbar, aber dennoch „irgendwie gegenwärtig“. Gott werde sich um die Verstorbenen kümmern, hätten viele Kinder zum Ausdruck gebracht, und zwar nicht nur die in einer christlichen Familie aufgewachsenen. Ein gestorbener Mensch sei wie ein Baum, der im Herbst die Blätter verliert, im Winter leblos erscheint, aber im Frühling in einem neuen, anderen Leben wieder erwacht.
Verschiedene Medien - zum Beispiel Bilderbücher für Kinder oder Filme und Popsongs für Jugendliche - seien hilfreich, um im Unterricht zum Nachdenken und Sprechen über Sterben, Tod und Trauer anzuregen, berichtete Martina Plieth. Allerdings könne der schulische Religionsunterricht nicht alles leisten. Sei das kindliche Vertrauen schwer erschüttert, etwa wegen des Todes eines Elternteils, sei professionelle, psychotherapeutische Hilfe angeraten.
Über diese Aspekte der Schulseelsorge, z. B. im Zusammenhang mit einem Schülersuizid, berichtete Landespfarrer und Psychotherapeut Christoph Pompe, Leiter des Evangelischen Beratungszentrums und der Notfallseelsorge in Lippe. Pfarrer Pompe zeigte auf, dass die Schulseelsorge ihre Aufgabe u.a. darin sehe, am „Lebensort Schule“ zur „Aufrechterhaltung seelischer Gesundheit in Schülerschaft, Kollegium und Elternschaft“ beizutragen - insbesondere dann, wenn extreme Erlebnisse verarbeitet werden müssten.
21.11.2011