Die Landessynode tagt in Bad Salzuflen

Kitas als kirchliche Orte

Lippische Landessynode befasst sich mit Chancen und Perspektiven evangelischer Kitas

Kreis Lippe/Bad Salzuflen. Auf großes Interesse traf auf der Tagung der Lippischen Landessynode in Bad Salzuflen am Freitag, 7. Juni, das Schwerpunktthema „Evangelische Kitas – unsere Schätze“.

Bilden doch evangelische Kindertageseinrichtungen einen der größten Arbeitsbereiche innerhalb der Lippischen Landeskirche – insgesamt 66 Kitas mit 4.100 Kindern und 1.100 Mitarbeitenden in Lippe sind in Trägerschaft von Kirchengemeinden, Trägerverbünden sowie diakonischen Trägern wie der Fürstin-Pauline-Stiftung, der Johanniter- Unfallhilfe und der Stiftung Eben- Ezer.

Gudrun Babendererde, Fachberaterin für evangelische Kindertageseinrichtungen der Landeskirche, Mischa Güldner, Leiter der Kita Storchennest (Donop), Daniela Westhoff, Fachbereichsleitung Kitas (Fürstin-Pauline-Stiftung), Michaela Kregel, Abteilungsleitung Kitas (Stiftung Eben- Ezer) und Vera Sarembe-Ridder (Kitaleitung der Kita Heiligenkirchen) gaben zum Auftakt einen Einblick in die evangelische Kita-Landschaft. Neben vielfältigen aufschlussreichen Zahlen, Daten, Fakten wurde erläutert, welche Bedeutung evangelische Kitas für die Kinder, die Eltern, Mitarbeitenden und die Kirchengemeinden haben. Eine Mitarbeitende und eine Kitaleitung erzählten aus ihrer persönlichen Sicht, weshalb sie in einer evangelischen Einrichtung arbeiten. „Die Schätze unserer Kitas sind unsere Mitarbeitenden, die mit Begeisterung mit Wort und Tat religiöse Bildung alltagsintegriert leisten. Ich schätze ihre Arbeit und versuche, sie vielfältig zu unterstützen“, resümierte Fachberaterin Gudrun Babendererde.

Zwei Vorträge zum Thema kamen von Sabine Prott (Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe) und Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong (Kiel).

 

Sinnstiftung und Wertevermittlung

 

Sabine Prott sprach über “Evangelische Kitas – ein zentrales Handlungsfeld für Kirche und Gesellschaft mit gravierenden Herausforderungen für Träger und Einrichtungen“. Sie wies unter anderem auf die gesamtgesellschaftliche Relevanz evangelischer Kitas hin. So trügen evangelische Kitas „zur Sinnstiftung und Wertevermittlung in unserer Gesellschaft“ bei. Sie seien Orte, in denen wesentlich und früh gesellschaftliche Teilhabe gelebt und gelernt und der Grundstein für ein demokratisches Verständnis gelegt werde.

Zentrale Herausforderungen für Träger und Kitas seien unter anderem der Fachkräftemangel, die Finanzierungssystematik und die Trägeranteile.


Religiöse Bildung ist zentral

 

Uta Pohl-Patalong sprach zum Thema „Kitas als kirchliche Orte – eine Vision für Kirchengemeinden, Chancen und neue Möglichkeiten“. Kirchliche Kitas seien eine Kontaktstelle zur Kirche weit über das Gemeindeleben und auch über die Kirchenmitgliedschaft hinaus.

Als Anregung gab Pohl-Patalong den Synodalen mit auf den Weg, Gemeinde und Kita einmal anders zu denken, andere Perspektiven einzunehmen. „Dieser Perspektivenwechsel bedeutet, Kirche und Gemeinde weniger von den gewohnten Strukturen und rechtlichen Konstruktionen her zu denken als von dem, was dort geschieht.“ Alle sozialen Formen von Kirche gleichberechtigt – das sei der Kern der Idee der Kirchlichen Orte: „Kirche ist überall dort, wo Menschen dem Evangelium begegnen können – sei es in der Krankenhausseelsorge, beim Obdachlosentreff der Diakonie, bei der Jugendfreizeit, im Gospelchor, bei der Flughafenseelsorge, in der Arbeit mit geflüchteten Menschen oder eben in der Kita. All dies sind kirchliche Orte mit dem gleichen Auftrag und dem gleichen Ziel: eine gute Begegnung zwischen Menschen und Evangelium zu ermöglichen.“

Daraus resultiere: „Die zentrale Aufgabe der Kitas ist religiöse Bildung – im Sinne der Möglichkeit, die unendliche Liebe Gottes zu erfahren.“ Religiöse Bildung habe die Kinder ganzheitlich im Blick und sehe sie als Geschöpfe Gottes in der Einheit von Körper, Seele und Geist. Uta Pohl-Patalong: „Dafür ist es wichtig, dass sie den Alltag der Kita durchzieht und wesentlich von den pädagogischen Fachkräften getragen wird – die dazu durch gute Fortbildungen in die Lage versetzt werden müssen.“

Als kirchlicher Ort werde die evangelische Kita unabhängiger von der Veränderung kirchlicher Strukturen. „Dass es in zehn oder zwanzig Jahren noch ein flächendeckendes Netz von Ortsgemeinden mit vielen Hauptamtlichen gibt, ist außerordentlich unwahrscheinlich. Es wird weniger Gemeinden geben und gleichzeitig wird nicht jede Gemeinde möglichst viel anbieten, sondern Schwerpunkte setzen.“ Verstehe sich die Kita als kirchlicher Ort, müsse sie sich vor diesen Entwicklungen nicht fürchten: „Auch wenn es vor Ort keine Gemeinde mehr geben sollte, kann es die evangelische Kita geben – als den kirchlichen Ort am Ort.“

 

Weitere Infos zur Lippischen Landeskirche:

Rund 136.000 Gemeindeglieder
65 reformierte und lutherische Gemeinden (54 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
57 Synodale

*  Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

08.06.2024