Evangelischer Bauerntag in Voßheide. Mit Pastor Dirk Hauptmeier, Christoph Bebermeier, Kurt Kalkreuter, Kreislandwirt Reinhard Petig, Dr. Matthias Petig, Sebastian Horn, Britta Petercord, Hans-Heinrich Berghorn (WLV), Kirchenrat Thomas Warnke und Henrik Brunkhorst (von links).

Landwirtschaft als Teil der Lösung

Evangelischer Bauerntag thematisierte Perspektiven unter dem Titel „Zukunfts-Bauer“

Kreis Lippe/Lemgo-Voßheide. Zum Evangelischen Bauerntag am Sonntag, 18. Juni, in der reformierten Kirche Voßheide konnten Christoph Bebermeier, Vorsitzender der Kammer für den ländlichen Raum der Lippischen Landeskirche, und Pastor Dirk Hauptmeier, Beauftragter für den ländlichen Raum, rund 100 Gäste begrüßen. Die Posaunenchöre Voßheide und Donop umrahmten die Veranstaltung. Welche Perspektive hat die Landwirtschaft? Wie können Landwirte am Markt bestehen und welche Verantwortung tragen Verbraucher? Diese Fragen standen unter der Überschrift „Zukunfts-Bauer“ im Zentrum.

Kurt Kalkreuter, stellvertretender Landrat, sagte im Grußwort, dass es wichtig sei, das Bewusstsein für Probleme der Landwirtschaft in der Bevölkerung zu wecken. Hans-Heinrich Berghorn vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband (WLV) aus Münster betonte im Impulsreferat, dass die Landwirtschaft ein wichtiger Teil der Gesellschaft bleibe. „Um 1900 waren 60 Prozent der Bevölkerung Bauern, heute arbeiten nur noch zwei Prozent landwirtschaftlich. 1950 konnte ein Bauer höchstens zehn Menschen ernähren, heute muss er für 139 Menschen Nahrung erzeugen.“ Die Herausforderungen durch den aktuellen Strukturwandel der Landwirtschaft seien größer als in den letzten 500 Jahren. Die Landwirtschaft leide unter dieser Veränderung. Viele verharrten im Leidensdruck nach dem Motto: „Lieber das vertraute Leid als das unbekannte Glück.“

Wie kann die Wertschätzung der Landwirtschaft erhöht werden und lösungsorientiertes Handeln aussehen? Der Landwirtschaft werde oft der Schwarze Peter für Umweltkrisen zugeschoben. Höhere Standards erhöhten jedoch die Verbraucherpreise, wozu die Kunden nicht bereit seien. „Wenn sich die Landwirtschaft zukünftig stärker im Klimaschutz engagiert, könnte sie Teil der Lösung und nicht nur Teil des Problems sein, aus ihrer Opferrolle heraustreten und ihr Ansehen erhöhen“. Der Ausbau erneuerbarer Energien und der Einsatz für Artenvielfalt könnten zukünftige Geschäftsmodelle für Landwirte werden und helfen, die Schöpfung zu bewahren. Fazit: „Die Landwirtschaft wird sich weiter ändern. Sie hat eine positive Zukunft, wenn sie sich stärker für die Lösung gesellschaftlicher Probleme engagiert und braucht Verbündete, um sich besser zu positionieren.“  

Auf dem Podium diskutierten drei junge Landwirte zum Modell „Zukunfts-Bauer“ mit Moderatorin Britta Petercord.

Dr. Matthias Petig (Bioschweinezucht, Bega) hat nach einem Stallbrand den Schweinzuchtbetrieb seines Vaters von 280 konventionellen Sauen auf 190 Bio-Sauen umgestellt. Laborfleisch sei keine zukünftige Lösung. Biofleisch mache nur 1 Prozent des Fleischmarktes aus, habe aber sichere Absatzmärkte.  

Sebastian Horn (26) (Regionale Eiervermarktung, Hörste) hat einen modernen Hühnerstall gebaut, der Bio-Richtlinien erfüllt. Er arbeite mit einem autarken Kreislaufsystem und baue eigenes Sojafutter an, um von den Weltmärkten unabhängig zu werden. Die Stromerzeugung erfolge durch Solarenergie und mit dem Elektroauto werden die Eier regional vermarktet. In Social-Media-Beiträgen stelle er die Landwirtschaft in den Fokus der Öffentlichkeit.   

Henrik Brunkhorst (32) (Ackerbau, Kreis Schaumburg) bewirtschaftet mit seinem Vater einen Ackerbaubetrieb von 1.000 Hektar in zehn Betrieben mit dem Schwerpunkt Zuckerrübenanbau. Als Betriebsleiter gehe er über die Felder und begutachte, welche Unkräuter wie bekämpft werden müssen. Ganz ohne Unkrautbehandlung gehe es leider nicht. 70 Hektar, die brach liegen, dienten allein der Artenvielfalt. Dies sei ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Die Kombination aus ökologischem und ökonomischem Anbau könne ein Zukunftsmodell werden.    

23.06.2023