Dr. Oliver Engelhardt: Vortrag über Leuenberg und die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa: Foto: Lippische Landeskirche

50 Jahre Leuenberger Konkordie

Lippische Landeskirche erinnert an die Einführung der Kirchengemeinschaft

Kreis Lippe/Lemgo. Mit zwei Impulsen und einem Podiumsgespräch hat die Lippische Landessynode auf ihrer Tagung am Samstag, 17. Juni, die Bedeutung der Leuenberger Konkordie gewürdigt, mit welcher lutherischen, reformierten und unierten Kirchen Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft ermöglicht wurde. Das Gründungdokument der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) feiert in diesem Jahr 50-jähriges Jubiläum. Die Lippische Landeskirche mit ihren Kirchengemeinden lutherischer und reformierter Konfession war Erstunterzeichnerin.

Landessuperintendent Dietmar Arends wies in seinem Impuls darauf hin, dass die Lippische Landessynode bereits 1970 – zweieinhalb Jahre vor Leuenberg –Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft beschlossen hatte: „Zugleich wurde der Landeskirchenrat beauftragt, auch in der EKD für eine Verwirklichung der Kanzel- und Abendmahlsgemeinschaft einzutreten. Man darf diesen 24. November 1970 wohl durchaus als einen historischen Tag in der Geschichte der Lippischen Landeskirche bezeichnen mit Ausstrahlung darüber hinaus.“ Arends bezeichnete es als großen Gewinn der Leuenberger Konkordie, dass mit ihr die Unterschiedlichkeit der Konfessionen nicht mehr in Abgrenzung zueinander, sondern als Reichtum verstanden wurde.

Dr. Oliver Engelhardt, Referent für Kirchenbeziehungen der GEKE, sieht ebenfalls die Bedeutung für Lippe: „Im Kern ging es um die Überwindung der Lehrverurteilungen zwischen Reformierten und Lutheranern. Eine Kirche mit reformierter und lutherischer Klasse wie es in Lippe der Fall ist, kann den Sinn und die Notwendigkeit dieses Schrittes gut nachvollziehen.“

Heute gehören der Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa rund 100 Kirchen an. Die heutige Bedeutung der GEKE liege laut Dr. Engelhardt unter anderem im gemeinsamen theologischen Nachdenken zu speziellen ethischen Fragen wie Palliativ- oder Reproduktionsmedizin, Gender, Sexualität, Ehe und Familie. „Wir wissen, dass es solche Fragen sind, die heute besonders kontrovers sind und Spaltungen in und zwischen Kirchen hervorrufen. Wir hoffen, dass die gute Tradition des gemeinsamen theologischen Nachdenkens in der GEKE uns auch über diese Hürde helfen wird.“ Die Aufgabe bleibe laut Dr. Engelhardt also, Kirchengemeinschaft zu verwirklichen als Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit: „Und wenn wir das gut und glaubwürdig tun, ist Kirchengemeinschaft nicht nur für uns evangelische Kirchen in Europa relevant, sondern könnte auch für die weitere christliche Welt das Modell sein, wie wir Ökumene denken, wie wir uns Einheit der Christen vorstellen: als Gemeinschaft in versöhnter Verschiedenheit“.

In einem Podiumsgespräch berichteten Aylin Sayin, Landessuperintendent Dietmar Arends, Superintendent Dr. Andreas Lange und Dr. Oliver Engelhardt unter der Moderation von Pfarrerin Juliane Arndt über persönliche Erfahrungen mit dem lutherischen und dem reformierten Bekenntnis oder auch darüber, wie die Diversität der Gesellschaft stärker in der Kirche abgebildet werden kann.

 

Weitere Infos zur Lippischen Landeskirche:
Rund 140.000 Gemeindeglieder
65 reformierte und lutherische Gemeinden (58 ref., 10 luth., 1 ev.*)
4 reformierte und 1 lutherische Klasse
57 Synodale
* Lockhausen-Ahmsen ist eine evangelische Kirchengemeinde mit Mitgliedschaft in der reformierten Klasse West und in der Lutherischen Klasse.

 

17.06.2023