Talk der Religionen

Ostern, Pessach, Ramadan, Roter Mittwoch - Feste des Lebens

Im Gespräch. Nihat Köse (Islamisches Kommunikationszentrum Detmold), Matitjahu Kellig (Jüdische Gemeinde Herford-Detmold), Dieter Bökemeier (Lippische Landeskirche), Dr. Dr. Markus Jacobs vom Katholischen Pastoralverbund Lippe-Detmold und Josef Kalasch (Kurdischer Elternverein) erläutern Parallelen (von links).

Kreis Lippe/Detmold. In der Veranstaltungsreihe „Talk der Religionen - Wir müssen reden!“ haben Christen, Juden, Muslime und Eziden zu einer Gesprächsrunde zum Thema "Feste des Lebens" in die ev.-ref. Kirche Hiddesen eingeladen und Parallelen aufgezeigt. In diesem Jahr liegen die zentralen Feste von vier Religionen eng zusammen. Das christliche Osterfest, das jüdische Pessach, der ezidische Rote Mittwoch und der islamische Ramadan finden im März und April statt.

Landespfarrer Dieter Bökemeier (Lippische Landeskirche) beglückwünschte die rund 70 Gäste zu Beginn zum 3.000 Jahre alten persischen Nouroz-Fest (wörtlich „der neue Tag“). Mit dem weltlichen Neujahrsfest feiern mehr als 300 Millionen Menschen weltweit den Frühlingsanfang. Der Ezide Josef Kalasch (Kurdischer Elternverein) sagte, dass Kurden an diesem Tag abends mit einer Fackel nach draußen gehen, um symbolisch das alte Jahr zu verbrennen. Feuer stehe für Freiheit, da es von alter Schuld reinige. Erinnert diese Tradition ans Osterfeuer, so hat das religiöse ezidische Neujahrsfest Sersal „Roter Mittwoch“, das am ersten Mittwoch nach dem 14. April stattfindet, Parallelen zu Ostern. Zum Beispiel werden hier für Kinder bunt gefärbte Eier versteckt. Laut Legende wurde an diesem Mittwoch die Erde erschaffen und von der Sonne rot gefärbt. „Es ist das wichtigste Familienfest der Eziden, zu dem Angehörige über weite Entfernungen zusammenkommen. Der April gilt Eziden als heiliger Monat, in dem die Erde geschont werden muss und nicht geheiratet werden darf, weil die Engel im Himmel heiraten. Die Erde ist schwanger und neues Leben erwacht in der Natur“.    

Matitjahu Kellig (Jüdische Gemeinde Herford-Detmold) betonte, dass neben dem Jom Kippur (Versöhnungstag) als höchster jüdischer Feiertag das Pessachfest eine zentrale Rolle im Judentum spielt. Es sei einerseits ein religiöses Fest und andererseits auch politisch, da es an die Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten und die anschließenden 40 Jahre Entbehrungen bei der Wüstenwanderung erinnere. Auf jeden Pessachteller (Sederteller) gehöre auch ein hartgekochtes Ei, das an das Festopfer im Tempel erinnere und ein Symbol für die Trauer über den zerstörten Tempel sei. „Fasten dient der Erneuerung sowie Reduktion und hilft, sich auf das Wesentliche im Leben zu konzentrieren. Neues Leben und Freiheit gehören zusammen“.  

Iman Mohammed Enes Deniz sowie Nihat Köse waren für das Islamische Kommunikationszentrum Detmold dabei. Sie erläuterten den heiligen Fastenmonat Ramadan (noch bis zum 20. April). Der Ramadan werde nach dem Mondkalender bestimmt, wodurch er jährlich zehn Tage früher beginne. Der Ramadan diene der Reinigung sowie Erneuerung und flankiere heilige Festtage. Das Fest des Fastenbrechens, Zuckerfest genannt, beende den Ramadan.

„Die christliche Fastenzeit hat Parallelen zum islamischen Fastenmonat Ramadan“, erklärte Dr. Dr. Markus Jacobs vom Katholischen Pastoralverbund Lippe-Detmold. „Der Osterfestkreis beginnt Aschermittwoch mit einer 40-tägigen Fastenzeit bis Ostern und endet Pfingsten“. In der Bibel habe die Zahl 40 eine besondere Bedeutung. Die Fastenzeit erinnere an die 40 Tage, die Jesus nach seiner Taufe in der Wüste fastete und an 40 Jahre Wüstenwanderung der Israeliten beim Exodus. Jacobs erklärte auch, wie das Osterfest aus dem jüdischen Pessach entstanden ist. Jesus habe mit seinen Jüngern Gründonnerstag das Pessachmahl gefeiert, aus dem das heilige Abendmahl (Eucharistie) entstanden sei. Karfreitag wurde Jesus gekreuzigt und Ostersonntag sei er auferstanden. „Ostern ist das Fest des Lebens und feiert das Leben über den Tod hinaus“. Es liege immer zwei Tage hinter Pessach.

30.03.2023