Festgottesdienst zum 100. Jubiläum der indischen Gossner Kirche in St. Nicolai. Mit Dr. Ulf Zastrow, Elisabeth Webel, Stephan Schmidtpeter, Dorothee Niederlag, Frank Schreiber, Beate Schäfermeier, Dieter Bökemeier, Harald Lehmann, Wolf-Dieter Schmelter und Kirchenrat Tobias Treseler (von links).

100 Jahre Gossner Kirche

Festgottesdienst in St. Nicolai mit großem Zuspruch

Kreis Lippe/Lemgo. Zum 100-jährigen Jubiläum der Gossner Kirche in Indien hat der Lippische Freundeskreis der Gossner Mission in St. Nicolai einen Festgottesdienst gefeiert. Pfarrer Dr. Ulf Zastrow begrüßte rund 200 Gäste zum Gottesdienst, den Kantor Frank Schreiber musikalisch an der Orgel umrahmte. Harald Lehmann aus Bochum, Vorsitzender des Gossner-Kuratoriums, porträtierte die Gossner Kirche, die vor 180 Jahren durch deutsche Missionare begründet und 1919 selbständig wurde. Johannes Gossner (1773-1858) sandte von Berlin aus 1837 die ersten Missionare nach Indien.

Es waren überwiegend Handwerker, die mit „Herz und Hand“ soziale Hilfsprojekte aufbauten. Unter den Adivasi, den Ureinwohnern Indiens, fiel die Mission auf besonders fruchtbaren Boden. 1919 hat die indische Kirche als erste Kirche, die aus der Verkündigung europäischer Missionare hervorgegangen ist, ihre Selbständigkeit erklärt. „Angesichts der Verfolgungen, die christliche Gemeinden aktuell durch einen wachsenden Hindu-Fundamentalismus erleiden, sind die Geschwister der indischen Gossner Kirche dankbar für die Solidarität aus Deutschland“, sagte Lehmann. 

Der Lippische Freundeskreis engagiert sich seit Jahren für seinen ökumenischen Partner. Missionare werden heute aus Deutschland nicht mehr geschickt, aber die Partnerkirche wird in ihrer missionarischen und sozial-diakonischen Arbeit unterstützt.

Dieter Bökemeier, Landespfarrer für Ökumene und Mission der Lippischen Landeskirche, Dorothee Niederlag, Stephan Schmidtpeter und Wolf-Dieter Schmelter als lippische Kuratoren der Gossner Mission sowie Beate Schäfermeier vom Lippischen Freundeskreis stellten die Gossner Kirche näher vor.

Unter den 117 Missionaren, die Gossner aussandte, waren viele Handwerker, Landwirte und Lehrer, die die Hilfe zur Selbsthilfe aktivierten. Der Lemgoer Pfarrer Ferdinand Clemen war ein Freund Gossners, der 1847 „Louise Bergemann aus dem Lippischen“ als Missionarin nach Indien schickte.

Die Gossner Kirche hat heute 400.000 Mitglieder und unterhält Kindergärten und über 100 Schulen. Ein Freiwilligenprogramm im Ausland ermöglicht jungen Leuten den kulturellen Austausch.

Kirchenrat Tobias Treseler, der im November zusammen mit Dieter Bökemeier und Stephan Schmidtpeter an den mehrtägigen Jubiläumsfeierlichkeiten in Indien teilgenommen hatte, berichtete in seiner Predigt vom Ausbildungszentrum in Govindpur, in dem Diakone auch Landwirtschaft erlernen. In der einen Hand die Bibel, in der anderen die Hacke, wirkten Geist und Leib zusammen für einen „Gottesdienst im Alltag der Welt“. Tobias Treseler: „Wenn es Menschen dient, ist es auch Gottesdienst. Nicht unser Wunsch zu helfen oder unser Interesse am Fremden führen uns zusammen, sondern allein Christus. Unser Gottesdienst endet nicht vor der eigenen Haustür, sondern erreicht unsere ökumenischen Partner.“

Es sei besorgniserregend, dass sich Juden 75 Jahre nach der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz in unserem Land nicht mehr sicher fühlen oder Menschen wegen ihrer Hautfarbe auch hier in Lippe bestimmte Bereiche des öffentlichen Lebens meiden. „All jenen, die sich bedroht fühlen, den Rücken zu stärken, ist unser Gottesdienst im Alltag der Welt.“ 

Bei der Kollekte kamen 790 Euro für Sozialprojekte der Gossner Kirche zusammen. Im Anschluss trafen sich rund 50 Gottesdienstbesucher im Gemeindehaus zum indischen Essen, bei dem es weitere Informationen über die Gossner Kirche gab.

Die Lippische Landeskirche ist der Gossner Kirche über die Gossner Mission (ein unabhängiges Missionswerk mit Sitz in Berlin, das von sechs deutschen Landeskirchen unterstützt wird) partnerschaftlich verbunden.

28.01.2020