Kinder unterm Regenbogen

Das Marktplatzgespräch thematisierte Ehe für alle und Kinderwunsch

Plädoyer für einen weiten Familienbegriff. Mit Anke Reese, Katja und Gabriele Landthaler, Susanne Eerenstein und Anne Heckel (von links).

Kreis Lippe/Detmold. Mit beschwingten Songs wie „Over The Rainbow“ leitete das Saxophonquartett „AbraxSax“ das 25. Marktplatzgespräch im Gemeindehaus am Markt ein, das sich dem Thema „Kinder unterm Regenbogen - Ehe für alle und Kinderwunsch“ widmete. Seit 2017 ermöglicht die staatliche „Ehe Für Alle“ rechtlich neue Familienformen. Auf dem Podium diskutierten Monika Korbach und Dieter Bökemeier (Lippische Landeskirche) mit Susanne Eerenstein (Ev. Beratungszentrum, Detmold), Anne Heckel (Frauenbeauftragte der Ev. Kirche von Westfalen), Katja und Gabriele Landthaler sowie Anke Reese (Familienanwältin, Detmold).

Initiatorin des Themas war Susanne Eerenstein. Sie freue sich, dass die Lippische Landessynode die Traugottesdienste für Paare gleichen Geschlechts und Paare unterschiedlichen Geschlechts gleichgestellt habe. Mit der Gleichstellung sei es aber nicht getan. Bunte Familienformen gebe es schon lange und auch homosexuelle Paare wünschten sich Kinder. Wer zu dem Thema Beratung wünsche, könne sich gerne an das Ev. Beratungszentrum wenden.  

Katja und Gabriele Landthaler aus Werther gaben als Mütter ihrer vierjährigen Tochter Eva Einblicke in ihr buntes Familienleben. Die Kinder in der Kita hätten es drauf und würden sie „Mama und Mami“ nennen. Nach anfänglichem Stutzen gehe es weiter und der persönliche Kontakt breche Vorurteile auf. Beiden war es wichtig, ihre Tochter katholisch taufen zu lassen. Für den Pfarrer sei es kein Problem gewesen, das Kind eines gleichgeschlechtlichen Paares zu taufen. Sie seien froh, dass der leibliche Vater nicht ein anonymer Samenspender sei, sondern als männliche Bezugsperson den Kontakt zur Familie halte.

Familienanwältin Anke Reese erläuterte, dass die „Ehe für Alle“ seit Oktober 2017 die eingetragene Partnerschaft ablöse. Gleichgeschlechtliche Paare könnten nun gemeinsam ein Kind adoptieren, was vorher nur einem Lebenspartner vorbehalten war. Der Automatismus, dass bei einem leiblichen Kind der Ehepartner die Elternschaft erhalte, fehle jedoch noch. Ehe- und Abstammungsrecht seien noch nicht kongruent. Es gebe aber Bestrebungen, diese Lücke zu schließen.

Anne Heckel, Frauenbeauftragte der Ev. Kirche von Westfalen, ordnete das Thema theologisch ein. „Alle Kinder sind Kinder Gottes, egal wie sie gezeugt werden.“ Die Realität sei immer schon bunt gewesen und die bürgerliche Ehe eher eine spätere Entwicklung. Die Bibel kenne viele Formen, wie auch Großfamilien und Adoptionen. „Familie ist dort, wo Menschen eine Beziehung eingehen und Verantwortung füreinander übernehmen.“ Fragen der Reproduktionsmedizin würden auch viele heterosexuelle Paare betreffen und die Kirche müsse sich den heutigen Fragen stellen. Die Gottesebenbildlichkeit sei männlich wie weiblich und offen für andere biologische Realitäten, die nicht in das enge Mann-Frau-Schema passen. Gottes Schöpfung lasse große Vielfalt zu und der Familienbegriff müsse sich weiten.

Das Podium kam mit den Gästen ins Gespräch, die das Thema gerne erörterten.

14.10.2019