Ausklang des Orgelsommers in Blomberg. Mit Christiane Klotz, Friedrich Brakemeier, Volker Jänig, Victoria Dörksen, Hermann Donay und Karin Donay (von links).

Glänzender Schlusspunkt

Lippischer Orgelsommer zog wieder viele Besucher an

Kreis Lippe/Blomberg. Der 14. Lippische Orgelsommer ist in der ehemaligen Klosterkirche Blomberg sehr harmonisch ausgeklungen. Die vom Lippischen Heimatbund und der Lippischen Landeskirche veranstaltete Reihe hat in den Sommerferien zahlreiche Besucher begeistert. Der Initiator der Reihe, Friedrich Brakemeier, zog eine positive Bilanz: Zu jeder Veranstaltung von Stapelage bis Blomberg seien 200 bis 300 Gäste gekommen. Die Kombination der sechs „K`s“ - Kirche, Konzert, Kultur, Kommunikation, Kaffee und Kuchen - habe sich bewährt. Orgelwerke von Bach hätten in jedem Konzert im Zentrum gestanden. Erfreulich sei, dass im diesjährigen Zyklus viele junge Organisten zum Zuge kamen, lobte Brakemeier.

Zum Abschluss der Veranstaltungsreihe in Blomberg beleuchteten Karin Donay und Christiane Klotz die Geschichte der ehemaligen Wallfahrtskirche:

Ohne den Hostienfrevel der Jungfer Alheyd wäre die Klosterkirche in Blomberg nie erbaut worden. Zur Zeit des Osterfestes im Jahr 1460 stahl sie geweihte Hostien aus der Stadtkirche, von der heute nur noch der Martiniturm steht. Voller Angst versuchte sie ihre Tat zu vertuschen und warf die Hostien in einen benachbarten Brunnen, der seitdem als wundertätig galt. Aus aller Herren Länder strömten Pilger in die Stadt, um sich vom Wasser des Wunderbrunnens heilen zu lassen. 1462 wurde eine Wallfahrts-Kapelle errichtet, die bis 1485 zur Klosterkirche ausgebaut wurde. Der Lippische Landesherr Bernhard VII. berief 1468 Augustiner aus dem Kloster Möllenbeck nach Blomberg, die das Kloster „Zum Heiligen Leichnam“ gründeten, um die Pilger zu betreuen. Um 1500 verlor die Wallfahrt an Bedeutung und das Kloster wurde in den folgenden Jahrzehnten infolge der Reformation aufgelöst. Die Klosterkirche ist heute die evangelisch-reformierte Stadtkirche.   

Rund 300 Gäste lauschten anschließend dem abwechslungsreichen Spiel auf der frisch überholten Kuhlmann-Orgel von 1839. Die erst 18-jährige Victoria Dörksen hat gerade in Blomberg ihr Abitur gemacht und studiert ab Oktober in Lübeck Kirchenmusik. Den C-Orgelschein hat sie bereits in der Tasche. Virtuose Läufe des Präludiums e-Moll von Nicolaus Bruhns leiteten das Konzert ein. Victoria Dörksen füllte den Kirchraum mit kontrastvollen Registerfarben. Ein grollender Orgelpunkt erzielte bei der Fantasia und Fuge in c-Moll BWV 537 von Johann Sebastian Bach Dramatik. Die Fuge verhieß Leichtigkeit und Freude. Das Orgelstück „O Mensch, bewein dein Sünde groß“ BWV 622 erstrahlte im getragenen Tempo und tremulierenden Klang in besinnlicher Melancholie. Mit originellen Vorspielen der Gemeindelieder motivierte die Organistin die Gäste zum Mitsingen. „Geh aus, mein Herz, und suche Freud“ ließ den Terzruf des Kuckucks von allen Seiten erschallen und „Lobe den Herren“ erhielt mit schnarrenden Zungenregistern und Quinten archaische Züge. Knorrige Bässe des Posaunenregisters verliehen der Passacaglia in d-Moll von Dietrich Buxtehude eine stabile Kontur. Nach dem Pilgersegen, den Pfarrer Hermann Donay den Besuchern zusprach, zog Victoria Dörksen mit dem Präludium in g-Moll von Johannes Brahms alle Register und setzte einen glänzenden Schlusspunkt. Mit langanhaltendem Applaus dankte das begeisterte Publikum.

03.09.2019